Seite:Stürme um Kap Marga.pdf/264

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kapitän des Viertausend-Tonners „Stralsund“, der nun auf den Klippen der Bahama hängt und von dem nichts Lebendes gerettet wurde. Seit einem Jahr ist Rose nun allein und wartet.

Der Mann neben ihr hier droben auf der Steilküste ist unschlüssig. Er bedenkt vieles, vielleicht zuviel. Gestern abend war er mit Rose im Kino des Dorfes, der nur in den Sommermonaten alte billige Filme abrollen läßt, und … ja … und … da war ein Stück mit einer Frau, die mit grauem Haar und gütiger Weltweisheit ihrem Enkel einen guten Rat gab und der lautete etwa: „Du suchst ein ganzes Glück. Du wirst bei der nur immer ein halbes finden, denn das Gespenst wird zwischen euch stehen, – ich kenne dich, ich warne dich!“ – Auch hieran denkt der Heizer Tim Brack, der für einen Heizer viel zu viel gelesen und viel zu weit die ehrlichen Augen aufgemacht und sich danach seine Lebenssprüche gezimmert hat, – er, der Mann, der nun mit sich wieder einmal zu Rate geht, ob er die Rose freien soll.

Vielleicht ist es sehr schwer, die Geschichte dieser Ehe zu schreiben, damit allen Teilen Gerechtigkeit widerfahre und auch niemand sich verletzt fühle von denen, die wie Rose Gart sind. Vielleicht wird es zahllose geben, die zu Tims Bedenken den Kopf schütteln und die Achseln zucken.

Aber Tim war Seemann und hatte lange Nächte droben an Deck gestanden und die Sterne gezählt, wie die Jan Maate das nennen, wenn einer ernsten Gedanken nachhängt und nicht den

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)