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Wunsch und sein Wesen, und das letztere war das schlimmere, denn sein Wesen verlangte immerfort Wärme und diese Forderung trug den Keim der Unerfüllbarkeit in sich.

So war Tim.

Und die Frau neben ihm, die wartete. Sie war Siebzehn gewesen, als sie den Kapitän Gart heiratete. So jung – so jung! Und Jugendeindrücke haften und bleiben nicht nur, wie in gereiften Jahren, an der Oberfläche. Rose sehnte sich auch, sie kannte Tim, er hieß im Dorfe nur der vornehme Tim, und das sollte kein Vorwurf sein, nein, das war eine Anerkennung für seine saubere Gesinnung.

Ein Kaninchen stob dicht an ihnen vorüber, Rose erschrak und glitt zur Seite – nicht mit Absicht, raffiniert war sie nicht. Sie fiel halb auf den stillen Tim, und so begann diese Liebe mit etwas Halbem, mit einem halben Ausgleiten und einem starken Rieseln von Sand und gierigen Küssen und einem schnellen Hochzeitsfest.

Das Paar hatte Roses Häuschen bezogen, und alles schien gut.

Kurze Zeit nur. Dann begann Tim die Rose heimlich zu belauern. Sie hatte eines Nachts in seinen Armen einen Namen geflüstert, den eines Toten, den Vornamen nur. Geflüstert und geraunt und hinausgeseufzt in die laue Sommernacht. Von da an belauerte er sie. Es war verständlich, – er merkte, daß er teilen mußte mit einem Toten.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/266&oldid=- (Version vom 1.8.2018)