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Die kleinen Inselschwalben zwitscherten, und Marga weinte. Sie war doch nicht weltfremd oder so unkundig über den Kampf der Geschlechter, daß sie ihn nicht begriffen hätte. Sie begriff alles. Was er hier beichtete, war ja nur wie der Widerhall dessen, was sie selbst sich erträumt hatte: Ganzes Glück von dieser Art! Ein Wünschen, unverständlich für viele, – ihr verständlich und ihr nur Beweis, daß sie sich in ihm nicht getäuscht hatte! So hatte sie ihn sich gedacht in den Stunden auf ihrem Krankenbett: Enttäuschter Glücksucher mit dem Schmunzeln des weisen Verzichtens auf etwas Unerreichbares!!

Und das sagte sie ihm nun, als er schwieg und weiter vor sich hinstarrte auf die stille Wasserfläche der Lagune, – das sagte sie ihm und nahm seine Hand und sprach ihm Mut zu – und hatte doch selbst keinen Mut. Nicht einmal den, ihn anzuschauen. Aber seine und ihre Hand lagen eng vereint in ihrem Schoße, und in ihren Augen war ein dunkler Schimmer wie von Tränen, die sich nicht mehr hervorwagten. Sie sprach und sprach, und es waren doch nur Worte ohne Kraft der Überzeugung. Bis sie jäh verstummte und ihr Kopf zur Seite sank und ihr Mund dicht an seinem Ohr lag.

„Habe ich mich deshalb nach dir gesehnt, um nun verzichten zu müssen?! Ich könnte dir alles, alles geben – alles, wonach du verlangst – gerade das Zarte, Innige: Die Wärme, die aus der Seele kommt, wenn die Leidenschaft verklungen ist!“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/269&oldid=- (Version vom 1.8.2018)