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Maloha war durch die letzten Ereignisse auf der Jacht in mehr freundschaftlichere Bahnen gelenkt worden, wobei auf seiten Harrards noch die ehrliche Dankbarkeit gegenüber seinen Rettern mitsprach. Sommer war nun in alles eingeweiht und empfand nur Mitleid mit diesem Manne, der erst durch die Angst um den Verbleib der Tochter eingesehen hatte, wie schwer er sich bisher gegen die Gesetze der Menschlichkeit vergangen.

„Der Reporter hat gelogen“, bekräftigte Harrard nochmals. „Hier hausen keine schwer bewaffneten und zu allem fähige Sträflinge, sondern mein Kind und der alte Barabas, dieser –“ aber die Ehrentitel für Barb, die ihm auf der Zunge geschwebt haben mochten, wollten ihm doch nicht über die Lippen, denn er hatte ja inzwischen vieles und besonders sich selbst mit anderen Augen betrachten gelernt. „Barb ist eine treue Seele“, verbesserte er sich gedankenvoll und öffnete einen zweiten der eingebauten Wandschränke. „Aha –, hier sind auch die Waffen, die Barb mitgehen hieß!! Für alle Fälle wollen wir immerhin einige der Schießeisen mitnehmen und uns dann mal diese Sträflinge ansehen!“

Sein rauher und derb scherzhafter Ton konnte Sommer nicht täuschen. In dieser Stimme lag so viel versteckte und mühsam unterdrückte Rührung und Hoffnungsfreudigkeit, daß der Deutsche nur erwiderte: „Ich wünsche es Ihnen von Herzen, daß Sie Ihr Kind finden, – lange genug haben Sie nach ihm gesucht!“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)