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geschehen leider zumeist andere, traurige Dinge als Liebeserklärungen!“

Sie beließ ihm jedoch ihre Hand. Auch sie war Deutsche, auch in ihr lebte noch ein spärlicher Rest jener poetischen Sehnsucht, die man als deutsche Gretchennatur zu bezeichnen beliebt. Heute zum ersten Male betrachtete sie Snider mit den Augen des Weibes, dessen Hoffnungen auf eine glückliche Ehe und ein trauliches Familienleben gerichtet sind. Das Geschick hatte sie und Bert hier nach Australien verschlagen, ein Zufall hatte sie vor einem Jahr zusammengeführt, er war ihr stets ein treuer, ergebener Freund gewesen, der nie auch nur die geringsten Vertraulichkeiten gewagt hatte.

„Marga, es ist ein Heiratsantrag“, erklärte er nun mit aller Wärme. „Gib mir das Recht, als Verlobter für dich zu sorgen. Ich dulde es nicht länger, daß dieser Solwy[1] Consort dich als baldige Beute betrachtet und –“

Sie lächelte plötzlich, und das verschlug ihm die Rede.

„Du bist unlogisch, Freund Bert! Deine Fürsorge für mich zeigt bedenkliche Widersprüche. Mein Chef soll mir nachstellen, nimmst du an. Anderseits wünschst du, daß ich die Reise nach den Manihiki-Plantagen mit ihm zusammen auf einem Schiffe, also in engster Gemeinschaft, zurücklege.“

Als sie jedoch sein traurig gewordenes Gesicht sah, lenkte sie schnell ein, er war hier ja wirklich

  1. Vorlage: Solwey, siehe Seite 46.
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)