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fliegenden Hängezöpfen hinweghuschten: An seine Vaterstadt auf Rügen!

Marga erging es wie ihm: Auch sie empfand irgendwie etwas Verbindendes zwischen sich und dem Seemann! Als er nun das Wort an sich richtete und mit voller, dunkler Stimme in seiner Muttersprache sagte: „Sie werden doch nicht!!“ und dabei in die Tiefe deutete und mit einer weiteren Handbewegung auf die patrouillierenden Schutzleute wies, erwiderte Marga angenehm überrascht: „Haben Sie keine Sorge, Landsmann!“ Sie blieb dabei vollkommen ernst wie er.

Er nickte. Ihre Stimme gefiel ihm, sie hatte einen Unterton von ruhiger Bestimmtheit und freier Natürlichkeit. Ein unnennbarer Hauch von Unberührtheit lag über ihrer ganzen Erscheinung.

„Man behauptet, es seien bisher sechsundsechzig“, fügte er gleichmütig hinzu.

„Vierundvierzig sind erwiesen“, sagte sie ganz sachlich. „Die übrigen wurden zu schnell von den Haien verschleppt, und es geschah nachts. Dabei ist die Brücke erst zwei Jahre in Betrieb.“

„Für Lebensmüde!“ ergänzte er achselzuckend. „Wer jung das Leben von sich wirft, ist ein Feigling. Nur das Alter hat ein Recht, auf den Daseinskampf zu verzichten. Die anderen sind Halbnaturen und wertlos.“ Das klang hart, fast unbarmherzig. Aber Tim Brack war nicht für seichte Redensarten.

Marga fühlte sich zunächst durch sein schroffes Urteil über die „Feigen“ unangenehm berührt.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)