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Ihre Lippen spitzten sich eigentümlich. Das sah aus, als ob sie erwidern würde: „Pfui, – das ist mitleidslos!!“ Aber sie sagte nur: „Da haben Sie wohl recht. Jugend und freiwilliges Sterben passen nicht zueinander. Kampf gibt es überall, und er ist die Pflicht der Jugend. Nur die Schwachen unterliegen.“

Er schmunzelte plötzlich, und die Fältchen um die Augen vertieften sich.

„Nicht nur die Schwachen unterliegen, Fräulein“, knüpfte er an ihre Bemerkung an. „Die Dummen unterliegen auch. Mit Kraft und Zähigkeit ist nichts getan. Ein gewisses Maß Schlauheit, Witz und Frechheit gehören mit zum Siegertyp, – das heißt: Einen Typ gibt es da nicht, die Erfolgreichen lassen sich in keine Schablone zwängen!“

„Mag sein“, meinte sie sinnend. „Ja, man muß kühn zupacken. Wer immer nur überlegt, ob ihm auch wirklich ein Erfolg beschieden sein wird, bringt es nie weit und trägt schon die Hemmungen in sich und baut sich selbst unbewußt Hindernisse.“

„Wie reif sie mit einem Male aussieht“, dachte Tim Brack und fügte laut hinzu: „Ich gehe wohl kaum fehl mit meiner Vermutung, daß Sie vor einer wichtigen Entscheidung stehen, Landsmännin. Packen Sie zu!! Mancher greift nach einem Goldstück im Straßenschmutz und greift elfmal nur Staub oder – eine Spielmarke. Erst beim zwölften Male hat er Glück. Ein Entschluß ist noch immer besser als gar keiner.“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)