Seite:Stürme um Kap Marga.pdf/62

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Grenzlinie trotzdem scharf ein, – vielleicht war er unbewußt das, was man eine Persönlichkeit nennt, vielleicht fühlten dies gerade die primitiven Farbigen am deutlichsten, – vielleicht mehr als er selbst, denn er pflegte sich mit seiner eigenen Person nie in Gedanken zu beschäftigen, und dies bewahrte ihn vor jeder Künstelei. Er gab sich, wie er war, und er war in seiner Art unbedingt etwas Besonderes.

Seine klare ruhige Stimme übertönte das heisere eilige Gezischel der verschüchterten Chinesen. Er stand noch an der Maschine und hatte den Hebel der Dampfleitung umklammert. Er wartete auf ein neues Kommando. Seine Augen aber glitten mit einem Ausdruck heimlicher Sorge unstät umher und fraßen sich nun an den durchnäßten und schmutzigen Leinenschuhen und an den schlotternden weißen Hosen fest, die soeben auf der schmalen Eisentreppe aufgetaucht waren.

Es war der Kajütboy Pei Feng. Seine protzige blaue kurze Jacke war zerrissen. Der Junge triefte, sein häßliches Gesicht mit den winzigen Augenschlitzen war fahl, über die eine Wange zog sich ein blutiger Streifen hin. Er taumelte auf Brack zu und klammerte sich an ihm fest. Seine Blicke waren leer vor Grauen und Furcht. In seinem unmöglichen ostasiatischen Hafenenglisch stieß er keuchend und japsend hervor: „Wrack sein von Strömung unter Maryland geschoben – Dampfer liegen mit Bug tief in Wasser und achtern ganz hoch.“

Pause.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)