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„An Deck!!“ befahl er. „Jeder nimmt eine Korkweste mit …“

Unter dem Kiel der Maryland ertönte ein warnendes Schnarren und Stampfen. Es klang wie das dumpfe Splittern verfaulter Hölzer und Planken. Dann legte sich die Maryland nach Backbord über wie ein sterbendes Riesentier im letzten Todeskampf, und die Schmutzfluten des in den Maschinenraum eingedrungenen Wassers schwappten langsam seitwärts, während gleichzeitig durch den einen Ventilator der Taifun das gierige Meer in ganzen Strömen in die Gluthölle der Todgeweihten hinabschickte.

Mit einem schrillen Geheul, das sogar die unaufhörlichen Schläge der ungeheuren Wogenberge gegen die Bordwände des Dampfers übertönte, hatten die vier Heizer sich auf die Eisentreppe gestürzt und suchten einer den andern zurückzustoßen. Jeder wollte der erste sein. Die Todesangst fand hier einen grotesken und doch erschütternden Ausdruck. Sie stießen sich mit Fäusten und Schuhen in die verschwitzten Gesichter, sie behinderten einer den andern, sie rissen sich von den Stufen herab und kollerten in den schmierigen, schwarzen Schlamm hinein, sprangen wieder empor, in ihren weit aufgerissenen Augen funkelte der Haß der wildesten Verzweiflung und der Neid, der niemandem als sich selbst das Leben oder doch eine Rettungsmöglichkeit gönnte.

„Wahnsinn!!“ murmelte Brack. Aber er verachtete diese Ärmsten nicht, er verstand sie, er hatte schon einmal solche Szenen miterlebt.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)