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Haus erbaut hatte, das sie nun fortan allein und gebunden durch allerlei Gelübde bewohnen sollte.

Sie vermutete noch immer, daß die Oro mit ihr nur einen ihrer bekannten gefährlichen Scherze getrieben haben könnten, die zumeist darauf hinausliefen, daß das Opfer irgendeiner tollen und mit religiösen Gebräuchen verquickten Ausschweifung für die Festteilnehmer „Langschwein“ spielen mußte, oder, um es ganz deutlich auszudrücken: Daß das Opfer schließlich gebraten und verspeist wurde.

Die Kanaken der Marquesas-Gruppe waren zu jener Zeit noch Menschenfresser.

Talofa, die über dem Bastschurz trotz der heißen Nacht einen geflochtenen Umhang von dünn geklopften und fein vernähten Blättern einer lederartigen Wasserpflanze trug, der ihre noch vor kurzem so schlanke und ebenmäßige Gestalt völlig verbarg, bückte sich zaudernd und raffte die für sie bereitgelegten Bekleidungsstücke ihrer neuen Würde vorsichtig vom Boden auf und trat damit in den Baumschatten zurück.

Sie war sehr jung und selbst für europäische Schönheitsbegriffe überaus reizvoll. Ihre Haut hatte jene bei den Insulanern der Marquesas so seltene hellbraune Farbe, ihr langes Haar war schwarz, aber nicht strähnig und hart, sondern weich und dünn, während doch die dortigen Bewohner zumeist einen abgeschwächten Negertyp zeigen. Ihre Lippen, fein geschwungen und von leuchtendem

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W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)