Seite:Stürme um Kap Marga.pdf/75

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in Sidney und als Empfangsdame bei einem Zahnarzt vorläufig ein Heim und Verdienst zu finden. Bevor sie dann zu der Firma Consort kam, hatte sie das Glück gehabt – übrigens das erste Glück binnen zwei Jahren! – als Sekretärin bei einem alten, verschrobenen Gelehrten unterzukommen, wo sie ihre Fertigkeiten für eine Bürotätigkeit ergänzte und ihre Sprachkenntnisse erweiterte.

Drei Monate Arbeit bei der Reederei Consort hatten ihr weitere Erfolge gebracht: Sie wurde Sekretärin des Chefs, – ein neuer Anstieg, der vielleicht von anderen in ihrer Lage überschätzt worden wäre. Marga Alting überschätzte nichts. Das war ihre Stärke. Auch ihre Schwächen kannte sie genau. Für ihre Hauptschwäche war sie nicht verantwortlich: Für ihr Äußeres! Die gewissen, hungrigen Blicke der Männerwelt hatten sie rechtzeitig mißtrauisch gemacht. Sie nahm nie all das, was man ihr sagte oder zuflüsterte, für bare Münze.

Zu der Zeit, als Tim Brack ihr auf der Selbstmörderbrücke in Sidney begegnete, hatte Marga den bösesten Gewissenskonflikt ihres Lebens auszukämpfen gehabt. Bert Sniders Angebot war verlockend gewesen und hätte ihr die bisher verschlossenen Pforten einer längst ersehnten Selbständigkeit geöffnet. Sie wußte, daß es für sie nur die eine Möglichkeit gab, eine eigene Existenz sich aufzubauen: Als Journalistin! Sie hatte Talent dazu, sie glaubte, sich durchsetzen und doch den erniedrigenden Auswirkungen ihrer

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)