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Rot, ergaben zusammen mit der zierlichen Nase und den großen dunklen und seelenvollen Augen ein Gesamtbild, wie es auf diesen Eilanden vulkanischen Ursprungs sonst kaum anzutreffen war.

Das Mädchen zog jetzt, noch tiefer im Schatten sich bergend, die Rangabzeichen ihrer Stellung als Oro-Königin bedächtig über den nackten Leib und versteckte ihre eigenen Sachen unter einem Dornbusch. Sie erschauerte, als sie zuletzt auch den helmartigen Haischädel überstülpte, und ihre verschüchterten Gedanken glitten sehnsüchtig nach ihrer armseligen väterlichen und ganz einsam gelegenen Hütte am brandungsumtobten Nordstrande zurück, wo sie nun nie mehr das stille, verborgene und verbotene Glück eines ihr fast unbegreiflichen Liebestraumes genießen durfte. Ihr junges Herz erbebte vor Angst vor den unheimlichen Zeremonien der gefürchteten Oro-Führer, die man haßte und doch verehrte, weil selbst der primitive Verstand der Marquesas-Kanaken durchaus begriff, daß der Übervölkerung der Inseln irgendwie Einhalt geboten werden mußte. Die Gefahr der Hungersnot war noch größer geworden, im letzten Jahre hatte selbst das Verbot von mehr als zwei Kindern für jede Frau nichts geholfen, die Bewohnerzahl war durch die Zunahme der heimlichen Geburten und durch Zuwanderung von den durch Erdbeben verwüsteten kleineren Inseln wieder bedrohlich gestiegen.

All das war der hübschen Talofa bekannt.

Nun sollte gerade sie, die schönste der Insulanerinnen und die vielbegehrteste, den anderen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)