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der unbewohnten Inseln zwischen der Marquesas-Gruppe und den Paumotu-Inseln geraten sein, also fernab von jedem Verkehr, und ob wir hier durch Zufall bemerkt und abgeholt werden, erscheint mir recht fraglich. Immerhin, – wir leben fürs erste, und mit dem Sterben kann’s noch fünf oder sechs Tage Zeit haben, mehr bestimmt nicht!“

Solwy Consort fühlte den überlegenen Hohn des andern und zog es vor zu schweigen. Er mußte Trebbers unendliche Gleichgültigkeit bewundern, ob er wollte oder nicht. Er hatte den Mann bisher nur von einer ganz unmöglichen Seite kennengelernt, wie er nun einsah. Der Koch und Diener Guy Trebber war ein willfähriges Werkzeug seines vielbeschäftigten Herrn gewesen. Der Schiffbrüchige desselben falschen Namens war ein Kerl, den sein Herr neidvoll anstaunte.

Auch der Exsträfling war übel zerschunden und blutete aus vielen Rissen und Quetschwunden. Ihm machte das nichts. Er war an Schmerzen gewöhnt. Er hatte nicht einmal, sondern hundertmal sein Leben riskiert, als er aus der Strafkolonie entfloh, er hatte tagelang gehungert und gedürstet und dabei noch unter Sumpffieber gelitten und unter der blutigen Ruhr. Das Leben ohne Freiheit galt ihm nichts. Die Freiheit galt ihm alles. Wenn nicht damals der kleine Formfehler in der Urteilsbegründung gewesen wäre, läge er heute halb vermodert mit dem Kopf zwischen den Beinen auf dem Friedhof der Hingerichteten. Wer derartiges hinter sich hat, schaut das Dasein mit anderen Augen an.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)