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Inselbildes. Wie eine finstere Wolke schien urplötzlich etwas namenlos Grausiges hier die Oberhand zu gewinnen und geradezu davor zu warnen, dem äußeren Eindruck zu trauen.

Der Massenkampf der Tiere dort drüben war wie eine Mahnung an die menschlichen Eindringlinge, sich gefaßt zu machen, daß auch ihnen hier Schrecken bevorstünden, von denen sie noch nichts ahnten. Aber Tim Brack war auf alles gefaßt. Schon allein der Zustand der Ketten, die den Bimssteinblock festhielten, hatte ihm bewiesen, daß die Insel noch immer bewohnt sei. An den Ketten fehlte jede Spur von Rost! Sie waren sogar zweifellos frisch geölt gewesen!

Tim Brack rechnete hier mit Überraschungen. Als sie dann aber kamen, geschah es so jäh, daß es keine Zeit zu langem Überlegen gab.

Brack gewahrte die flüchtende Frau zuerst. Sie kam aus den Büschen links vom Abfluß der Lagune lautlos hervorgeschossen und rannte gen Westen auf die Ufergestade zu. Sie war fast nackt. Sie trug nur ein kurzes buntes Gewand auf dem von der Sonne gebräunten Leibe, der mit der Spannkraft der Jugend und der Ausdauer der Übung in langen Sprüngen dahinjagte. Sie war kaum mehr als hundert Meter von der Stelle entfernt, wo die beiden Schiffbrüchigen standen.

Ihr überlanges aschblondes Haar flatterte aufgelöst hinter ihr her und ließ so das Gesicht völlig unbedeckt. Brack schaute schärfer hin. In seine klaren und etwas harten Züge trat ein Ausdruck ungläubigen Staunens.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Stürme um Kap Marga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:St%C3%BCrme_um_Kap_Marga.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)