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Ihren Unterthanen reden, glaube ich selbst, daß ich es bin, ohne jedoch Lord John damit zu nahe zu treten.

– Und du, Buckingham, fuhr Carl fort, Du hast mir Gelb geliehen, aber Du hast mich im Spiel betrogen, hast, als ich Dir meine Karte übergab, auf dieselbe, auf meine Rechnung, fünfzehnhundert Guineen an Blood verspielt, um nachher die Beute mit ihm zu theilen . . . Was kann ein König, von solchen Haifischen umlagert, thun? Verdient Ihr nicht, daß ich Euch in den Tower sperren, oder besser, auf offenem Markte henken lasse? Schafft mir jetzt mein Geld wieder: ich rathe es Euch! Alles, was das Parliament zur Ausrüstung meiner Flotte bezahlte, habt Ihr verschlungen . . .

– Der keusche, fromme, kluge Carl ist zu bescheiden! erwiderte Rochester hämisch.[1]

– England ist wehrlos . . . Wenn van Gent, Ruyter und de Witt mit ihren siebzig Kriegsschiffen kommen: soll ich Euch Schurken hinstellen, um diese Niederländer von der Themse zurückzutreiben? Schafft mir Geld, oder die Holländer vom Halse, sonst geht’s Euch übel!

Blood und Shaftesbury hatten sich still fortgeschlichen.

– Wir werden Geld haben, Sire, und diese Holländer werden nicht kommen! sagte John Rochester endlich. Gieb mir Vollmacht, König Carl, und unsere Engländer sollen keine holländische Flagge, wohl aber gute holländische Ducaten sehen.

– Willst Du nach Breda, um an den Friedensunterhandlungen Theil zu nehmen? fragte Carl.

– Segne mich Gott, daß ich mich nicht in diese ehrwürdige Gesellschaft mische! rief John. Ich gehe in vertraulicher Sendung zum Rathspensionair Cornelius de Witt zum Haag, verspreche ihm, was Du willst, und borge von ihm so viel Geld, als Du bedarfst. Es kommt England ja, beim Kreuz! auf einige schlechte Inseln und so weiter nicht an!

Carl schämte sich anfangs, willigte aber dennoch, leichtfertig wie er war, in Rochesters abenteuerlichen Plan ein. Lord John, dem das Extravagante desselben im Herzen kitzelte, erklärte, keine Minute säumen zu wollen, sondern sich, und wenn es in dem seidenen Ballkleide sei, sofort zu dem holländischen Rathspensionair zu begeben. Carl gab ihm ein Handbillet und carte blanche, und John bog das Knie, um sich feierlich zu beurlauben.

Bereits aber hatte Rochesters Ernst dem bleichen Könige zu lange gedauert. Er ward unruhig, dann sagte er in seinem leichtfertigen Tone: Aber Du wirst doch, bist Du in Holland, an Unsere petits plaisirs denken, John?

– Ohne Zweifel, Majestät! Ich werde nämlich nicht zurückkehren, ohne Euch die schönste Dame Hollands vorzustellen.

– Du bist bekanntlich mein Fanfaron! rief Carl aufgeweckt. Aber hältst Du Wort, so wollen Wir Dich königlich belohnen. Machst Du den Frieden und bringst Du Uns Geld und führst Du die Schönste Hollands nach Whitehall: so sollst Du zum ersten Herzoge Englands nach dem Kronprinzen ernannt sein.

– Die Sache interessirt mich! bemerkte Buckingham. John ist der Mann, sie anzugreifen; aber ich wette tausend, nein, zweitausend Pfund Sterling, daß er nichts, gar nichts ausrichtet, sondern gegentheils Alles verdirbt, was zu verderben ist . . .


  1. Worte der berüchtigten Satyre Wilmots: „Die Geschichte der Albernen“.
Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/124&oldid=- (Version vom 13.11.2017)