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als daß sie je dem flehenden Worte der Liebe Gehör gegeben hätte. Sie aber, Paris und Frankreich werden Zeugen sein, ob ich der Mann bin, Signora Maria Chiarini glücklich zu machen, dieselbe, welche ich Ihnen hiermit als Marquise de la Boulaye feierlich vorstelle.

Die unter Thränen lächelnde Italienerin verbeugte sich leicht und schmiegte sich dann an den Arm ihres Gatten. Madame de Saint Foix schien ganz einfältig geworden; Watteau mochte erst in diesem Augenblicke begreifen, daß er nur von der Chiarini als Liebhaber aufgegriffen war, damit sie ihre Eifersucht gegen die La Bresson, ihren gekränkten Stolz desto besser verbergen könne. Theodor hatte die Chiarini mit Gewalt geraubt. Ob es ihm schwer geworden sein mag, diejenige zum Altar zu führen, welche schon längst ihn heimlich liebte? Kaum glauben wir’s. Die La Bresson trug ihr herbes Schicksal mit Geduld.

– Ich bin’s gewesen, verkündigte sie, welche diese Partie anstellte, und zwar nur zu dem Zwecke, um dem Marquis Boulaye Gelegenheit zu geben, sich der spröden Italienerin zu bemächtigen.

Diese Contenance war so großartig, daß es selbst Saint Foix für unverantwortlich gefunden hätte, die Jahrmarktsmarquise zu versichern, daß er von ihrer Auskunft kein einziges Wort glaube.

Der Unglücklichste der Unglücklichen war übrigens Antoine Watteau. Von diesem Augenblicke an beginnt sein Weiberhaß, und er hat es nachher nie unterlassen, den Weibern in seinen Gemälden eine solche Darstellung zu geben, daß ihre „Unwürdigkeit“ so ziemlich nahe auf der Hand liegt. Er zog sich nach Nogent zurück und starb hier schon im Jahre 1721, nicht älter als siebenunddreißig Jahre.

Mit ihm starb zugleich eine Kunst, welche für seine galante Zeit einer der genialsten historischen Zeugen ist. Nie wieder erstand die graziöse Koketterie seiner Gestalten, die neben der ungemeinen Zierlichkeit der Ausführung einen hohen Platz in der Culturhistorie Frankreichs behaupten. Der Maler ward wirklich ein Misanthrop und verzehrte sich in einem Winkel der Erde, während seine Freunde in Paris Alles erschöpften, was Glück und Lebensgenuß genannt werden kann.




Rembrandt.

Paul Rembrandt, oder niederländisch Rymprandt, van Rhyn, ward im Jahre 1606 in der Nähe von Leyden geboren. Dieser Maler, einer der berühmtesten und originellsten der niederländischen Schule, war der Sohn eines Windmüllers. Unter Jakob van Zwaanenburg in Leyden erlernte er die Anfangsgründe seiner Kunst, und gab schon hier, fast noch ein Knabe, Beweise seines genialen Sinnes für schlagende, pikante Beleuchtung, welche seine ganzen spätern Werke auszeichnet. In Amsterdam machte er sich unter Peter Lastmann und Jakob Pina, zweien nicht unberühmten Malern, die höhere Technik eigen, insofern solche erlernt werden kann.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/554&oldid=- (Version vom 1.8.2018)