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ausbildete. Hierher gehören weniger die noch unter den Augen, oder doch unter dem unmittelbaren Einflusse seiner Lehrer und Freunde gearbeiteten, frühern Landschaften, mit sehr einfacher Staffage, sondern seine Reitergefechte, Pferdemärkte, Jagdzüge, Reisescenen, Fischereien. Hier entwickelte der Meister eine in der ganzen Malerei kaum jemals übertroffene Naturtreue, Sicherheit und Leichtigkeit. Seine geniale Zeichnung ist an Vollendung nur dem harmonischen Tone seiner Bilder zu vergleichen.

Was ihn jedoch vor Allem auszeichnet, das ist die Schönheit und Wahrheit, womit er das Pferd darstellt, und die vor ihm kein holländischer, oder niederländischer Meister erreichte. Pferde sind daher auf allen Bildern aus seiner selbständigen Periode. Oft sieht man einen Schimmel darunter, „ein Götterroß“, wie seine Zeitgenossen bewundernd urtheilten. Die Landschaft in Wouvermans Gemälden, mit einem meist eigenthümlich duftigen Hintergrunde, bezeugt seine Meisterschaft auch in diesem Fache. Er malte sehr viel, da seine Familie zahlreich war, empfing jedoch nur sehr mäßige Preise für seine Werke. Diese stiegen jedoch zu ungemeiner Höhe, als der Gouverneur der Niederlande, Max und der Kurfürst von Baiern die vorhandenen Werke des Malers eifrig sammeln ließen. Durch Kunsthändler waren indeß viele ins weitere Ausland in feste Hand gekommen. Den größten Schatz vorzüglicher Wouverman’s besitzt die Dresdener Gallerie; das umfangreichste seiner Bilder, eine Schlacht, bewahrt das Museum im Haag. Zu bedauern ist der gänzliche Verlust seiner Zeichnungen und Studien; der Maler vernichtete sie vor seinem Tode, damit nicht etwa eins seiner Kinder dadurch Neigung bekomme, auch ein Maler zu werden, um sich, wie der arme Vater, des täglichen Brodes willen, todt zu arbeiten.

Lebendiger und kräftiger characterisirt kaum ein Holländer, als Wouverman. Seine ganze Zeit lebt in seinen Gemälden. Voll großer Beobachtungsgabe bezeichnet der Meister in seinen vornehmen Gesellschaften Anstand und Manieren der feinen Welt. Die Reitergefechte athmen die Leidenschaft und Parteiwuth seiner bewegten Periode, und die Märkte und Scenen auf der Landstraße sind ebenso viele sprechende Schilderungen der Sitten und Gewohnheiten des Niederländers aus dem 17. Jahrhundert.

Wouvermans Composition ist voll dramatischen Effects, fertig und geschlossen, und umfaßt stets ein volles Stück Leben, in der zwanglosesten Anordnung. Die Schmiede, eins seiner schönsten Bilder, zeigt auf einen Blick alle eminenten Vorzüge des Malers. Es ist kaum möglich, sich eine so einfache Reisescene reicher ausgestattet, oder gar die Darstellung selbst, nach Anordnung und Ausführung, fesselnder und sicherer vollendet, zu denken.




Hirschjagd.
Von Ruthart.

Die bewegte Scene, welche Ruthart in seiner Hirschjagd mit dem Hallali darstellt, bezeugt, daß der Maler auch der Behandlung kräftiger, kühner Entwürfe mächtig war. Ein gewaltiger Hirsch liegt, in schwieriger Verkürzung gemalt, von zwei Hunden gepackt, am Boden; während

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 790. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/807&oldid=- (Version vom 1.8.2018)