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welcher ein Buch in Lederband nachlässig in dem, auf die Hüfte gestützten, gebogenen Arm hält, ist ebenso reizend als der kindliche Ernst des jüngeren Lockenkopfs, der einen Falkenstock mit Schellen in der einen Hand trägt und den am Faden flatternden jungen Stoßvogel zur dereinstigen Beize einzuschulen strebt. Die Costumirung ist reich und geschmackvoll und der ganze Eindruck des Bildes von edelstem, einfachstem Liebreiz.




Salvator Rosa.
Von ihm selbst gemalt.

Originell, phantastisch, wie alle Werke Salvator Rosa’s stellt sich hier der bewunderte Schöpfer jener wilden düstern Nachtstücke im Landschaftsfache im Bildniß dar. Salvator Rosa, auch Salvatoriello genannt, ward 1605 zu Renella im Neapolitanischen geboren und war früh für Musik und Poesie so entflammt, daß man ihn aus der Klosterschule verstieß. Wahrscheinlich um seinen Unterhalt zu verdienen, fing Rosa, ohne je Unterricht genossen zu haben, zu malen an, gerieth, von seinen Angehörigen aufgegeben, in tiefe Noth und mußte eine lange Zeit als Bettelmusikant, Gaukler und Genosse einer Räuberbande in den wilden Gegenden Calabriens sein Leben fristen. Unauslöschlich waren die Eindrücke welche er in dieser Zeit empfing; sie bilden den Grundzug, welcher sich in allen seinen Werken mit bewegender Urkraft bemerklich macht. Es ist als sicher anzunehmen, daß Salvator Rosa zum letzten Mal Flinte und Säbel in der Compagnia della morte führte, als der Aufstand Tommaso Aniello’s Neapel erbeben machte.

In Rom fand der Meister zuerst Ruhe, und mit der ganzen kühnen Glut seines Geistes begann er die Schöpfung seiner unsterblichen Meisterwerke. Er ward die Seele der Gesellschaften von Geist und Geschmack, er dichtete, trat unter Freunden als Declamator auf, und entfaltete eine reiche satyrische Ader, wodurch er sich so viele Feinde machte, daß er Rom auf einige Zeit verließ. Salvator Rosa ist seinem Styl nach nur in seinen historischen und Genrebildern, wie in der Verschwörung des Catilina, den Naturalisten Unteritaliens verwandt und steht dem Aniello Falcone nahe; seine Landschaften, oder vielmehr seine, das Herz des Beschauers erschütternden Einöden mit ihrer Staffage von Banditen, Soldaten oder Schäfern sind nur ihm eigenthümlich, und diese sind’s, welche seinen Ruhm unvergänglich machen. Was er als characteristischer Portraitmaler zu leisten vermochte, zeigt sein eignes, prachtvolles Bildniß. In der Kunst der Beleuchtung und der frappirenden und dennoch wunderbar harmonischen Farbengebung ist der Meister unübertrefflich. In sicherer, ausdruckvollster Zeichnung sucht Rosa seines Gleichen. Er starb 1673 zu Rom, wo die Karthause sein Denkmal bewahrt.




Römische Soldaten.
Von Michel Angelo da Caravaggio.

In fesselnder Weise tritt uns in Caravaggio’s „Römischen Soldaten“ die volle Urkraft des merkwürdigen Malers entgegen. Weniger düster und leidenschaftlich, als seine viel bewunderten

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 796. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/813&oldid=- (Version vom 1.8.2018)