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Madonnen ist dafür mit unvergleichlicher Meisterschaft gemalt. Die Ausführung aller Gemälde Sassoferrato’s, der zu Rom in einem Alter von ungefähr achtzig Jahren starb, ist ungewöhnlich sorgfältig behandelt. Sein größtes Werk, der Tod des heiligen Joseph, dessen Composition als vorzüglich gilt, befindet sich in Montefiascone.




Das Chocoladen-Mädchen.
Von J. E. Liotard.

Kaum möchte es ein Bild geben, das öfter copirt und in den weitesten Kreisen mehr bewundert wurde, als Liotards schöne Kellnerin. Dies ungemein anmuthige, in seiner Einfachheit dennoch entzückende Stück, ist crayonnirt und das Brillante und Delicate der Ausführung macht das Original zu einer der lieblichsten Zierde der Dresdener Sammlung. Liotard, welcher seit seinem Aufenthalte in Constantinopel stets orientalisches Costüme trug, weshalb er gewöhnlich „der türkische Maler“ genannt wurde, war ein Genueser und wurde 1702 geboren. Seine Portraits, in denen er auf rigorose Weise die Natur abschrieb, sind gut gemalt, wurden aber wenig gesucht, namentlich von den Damen nicht goutirt. Unter andern berühmten Personen saß ihm Maria Theresia von Oesterreich und die ganze kaiserliche Familie; und Madame de Pompadour beeilte sich wahrscheinlich aus diesem Grunde, sich von Liotard ebenfalls malen zu lassen, als der Maler sich wieder nach Paris begeben hatte. Nachdem er sich in Holland und England aufgehalten hatte, kehrte er nach Paris zurück, wie man annehmen muß, und starb wahrscheinlich im Jahre 1790.




Wildschweins-Hetze.
Von Jacobsz.

Unter den Malern und Künstlern in andern Fächern, welche den Namen Jacobsz führten, sind Huyghens Jacobsz, der Vater des Lucas von Leyden, Lorenz Coster Jacobsz, der angebliche holländische Erfinder der Buchdruckerkunst und Jürgen, Görg, oder Georg Jacobsz, der Maler dieser Wildschweinshetze, am berühmtesten geworden.

Jürgen Jacobsz, auch Jacobszen oder Jacobsen genannt, war seit seiner Knabenzeit in Hamburg, ist aber dort nachweislich nicht geboren, sondern wird wahrscheinlich der Sprößling einer ostfriesischen Familie sein, die ihren Ursprung von niederländischen Refugié’s herschreibt. Jacobsz starb im Jahre 1655. Bei vielen Kunsthistorikern ist das Todesjahr jedoch mit 1685 verzeichnet, durch welchen Schreib- und Druckfehler noch ein andrer Jacobsz zur Ausführung kommen müßte, der eben ganz in derselben Weise wie Jürgen arbeitete. Dieser erlebte im Jahr 1650 seine Blüthenperiode und hat kaum das sechsunddreißigste Jahr erreicht. Sein Talent war ein kühnes und entflammt für die lebendigsten Scenen, die ergreifendsten und erhabensten Landschaften. Die Alpen waren sein Ideal und er machte sich auf, um sie selbst zu sehen und

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 823. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/840&oldid=- (Version vom 1.8.2018)