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in den besseren Lagen des Kreises ist der mittlere Preis 8 und 9 Thlr. pro Morgen, in den weniger guten Lagen 5 und 6 Thlr., auch wohl nur 3 und 4 Thlr. Die Kaufpreise bei Parzellenverkäufen sind gleichfalls wegen der eben genannten Gründe sehr wechselnd.

Gemeinheitstheilungen sind in dem Zeitraume von 1859 bis 1861 in unserem Kreise nicht vorgekommen. General-Commissionen und Rentenbanken haben bekanntlich hier kein Feld für ihre Thätigkeit.

Meliorations- und Deichverbände bestehen hier noch nicht. Zur Entwässerung der oben näher beschriebenen Wurm-Niederung wie zur Rektifizirung des Saeffelbaches werden jedoch Genossenschaften in’s Leben treten. Jedes dieser Meliorations-Projekte umfaßt ein großes Areal (das der Wurmniederungs-Entwässerung 5700 und das der Saeffelbach-Rektifikation 995 Morgen) und beide sind für den Kreis von der allergrößten Bedeutung.


10. Ackerbau, Viehzucht, Forstwirthschaft.


I. Ackerbau.

Wie bereits oben bemerkt, ist die Landwirthschaft die Hauptnahrungsquelle der Kreiseingesessenen. Beinahe drei Viertheile der Bevölkerung treiben den Ackerbau, und zwar im Ganzen mit sehr günstigem Erfolge. Bei der eigenthümlichen Lage des Kreises in der äußersten Ecke des Bezirks an der niederländischen Grenze und entfernt von dem größeren Verkehr, haben die sonst schon vielfach in Aufnahme gekommenen landwirthschaftlichen Verbesserungen hier nur langsam Eingang gefunden. Das Meiste in dieser Hinsicht ist in der besseren Cultivirung seither unfruchtbaren Bodens geschehen. Viele Gemeinden und Private sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben in größerem oder minderem Maaße Meliorationen von Öden und Brüchen mit gutem Erfolge ausgeführt. So namentlich die Gemeinden Effeld, Dremmen und Kirchhoven, welche die ihnen gehörenden Brüche ganz oder theilweise trocken gelegt und der Acker- resp. Wiesen-Cultur übergeben haben. Die Anwendung künstlicher Dungmittel wird immer häufiger. Im ganzen Kreise wird der Peru-Guano seit den letzten Jahren in großen Massen gebraucht, Knochenmehl und Gyps kommen gleichfalls häufig in Anwendung. Auf die Verbesserung der landwirthschaftlichen Geräthe und auf die Einführung landwirthschaftlicher Maschinen hat man noch wenig gerücksichtigt.

Das Fahren geschieht in der Regel einspännig, das Pflügen in den größeren Wirthschaften mit zwei Pferden, in den kleineren mit einem Pferde oder einem Zugochsen, mitunter auch wohl mit Kühen. Die landesübliche Karre ist die zweiräderige mit breiten Felgen für schwere und mit schmalen Felgen für geringere Lasten.

Das beim Ackerbau in Anwendung kommende System ist die Fruchtwechselwirthschaft. Die Brache kommt nur selten mehr vor. Wo sie in Anwendung gebracht wird, geschieht es zur Erzielung von Raps und Weizen. Die gemeingültige Fruchtfolge ist auf dem besseren Boden: 1. Kartoffel; 2. Weizen; 3. Roggen und Klee; 4. Hafer; 5. Buchweizen. Auf dem weniger ertragsfähigen Boden wird gebaut: 1. Kartoffel oder Hülsenfrüchte; 2. Roggen; 3. Roggen und Klee mit halber Düngung; 4. Hafer; 5. Buchweizen mit halber Düngung. Mit dieser Bewirthschaftungsweise ist durchgängig sogenannte gemischte Fütterung (Stallfütterung mit Schweidgang) verbunden. Die hauptsächlich zum Anbau gelangenden Fruchtarten sind Roggen, Hafer, Buchweizen, Kartoffel, Weizen und Gerste. Roggen, Hafer, Buchweizen und Kartoffel werden in großer Menge und theilweise in sehr guter Qualität erzielt. Diese Fruchtarten, sowie das auf den Roer- und Wurmwiesen erzielte Heu bilden die Verkaufsartikel für unseren Ackerwirth, die anderen Fruchtarten, Weizen, Gerste und Futterkräuter, werden meist nur für den eigenen Bedarf gebaut. An Flachs zieht er auch nur so viel, als sein Hauswesen während des Winters in der Spinnstube gebraucht. Der Gemüsebau ist von keinem Belang, dagegen ist der Obstbau ersichtlich im Aufblühen begriffen. Der Sinn dafür ist durch einige Private geweckt worden, welche dem Landmanne gezeigt haben, wie mit einigem auf diese Cultur verwendeten Fleiß sich die schönsten Resultate erzielen lassen. Es gibt jetzt manche Gemeinden, so namentlich Heinsberg, Ratheim, Effeld und Braunsrath, wo man Kern- und Steinobst in den besten Arten zieht und theilweise als Handelsartikel auf die Märkte führt.

Die Ernte des Jahres 1859 war eine sehr mittelmäßige. Roggen und Weizen blieben beinahe 30 % unter dem Ertrag einer guten Mittelernte, nicht viel besser war der Hafer-Ertrag. Nur die Futterkräuter

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Wilhelm Leopold Janßen: Statistik des Kreises Heinsberg. Heinsberg o. J., Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Statistik_des_Kreises_Heinsberg.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)