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Kreises, sind die Verhältnisse der arbeitenden Klasse ziemlich stationär, während in den Gemeinden, wo der Webstuhl häufiger getroffen wird, der Wohlstand dieser Klasse mit der Fabrikation steigt und sinkt. Leider hat die Erfahrung gelehrt, daß der Webelohn selten der Grund zum Emporkommen einer Arbeiterfamilie wird. In guten Zeiten wird auch gut gelebt und der leicht verdiente Lohn rasch wieder ausgegeben. Kommt dann die Zeit, wo die Fabrikation stockt, so ist der Mangel um so größer. Glücklicherweise ist, wie schon oben gesagt, sehr häufig mit dem Handwerk ein kleiner Landbesitz verbunden, der in den Fällen der Noth immer noch einen Theil des Unterhalts gewähren kann.

Eine Kreis-Darlehnskasse, welche wesentlich zur Verbesserung der Lage der Handwerker, Tagelöhner und kleinen Besitzer beitragen würde, besteht hier noch nicht, wird aber hoffentlich bald in’s Leben treten. Das Institut, welches diesen Zweck bekanntlich für den ganzen Regierungsbezirk verfolgt, der Aachener Verein zur Beförderung der Sparsamkeit und Arbeitsamkeit, hat auch in Heinsberg eine Filiale, bestehend in einer Sparkasse und einer Prämienkasse. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Jahre 1861 88.412 Thlr. in 668 Posten eingelegt; zurückgezahlt wurden 56.555 Thlr., es blieben also am Ende des Jahres noch 31.857 Thlr. Das Gesammtguthaben der Einleger betrug beim Schlusse des Jahres 1860 noch 118.561 Thlr., so daß der Bestand am 31. Dezember 1861 sich auf die Summe von 150.418 Thlr. belief. Bei der hiesigen Prämienkasse betrug beim Schlusse des Jahres 1860 das Gesammt-Guthaben der Sparer 52.695 Thlr., eingelegt wurden im Jahre 1861 in 692 Posten 21.548 Thlr. und zurückgezahlt 15.171 Thlr., so daß am 31. Dezember 1861 ein Bestand von 59.071 Thlr. vorhanden war. Extraprämien haben bei dieser Kasse bezogen

im Jahre 1859       92 Sparer;
1860 60
1861 73

Aus diesen Zahlen läßt sich die häufige Benutzung sowie die äußerst günstige Wirkung der genannten Kassen leicht ermessen.

Fabrikarbeiter-Unterstützungskassen, Gesellen-Laden und Krankenladen existiren im hiesigen Kreise nicht. Von Lebensversicherungs-Gesellschaften sind hier vertreten

die Berliner Lebensversicherung,
die Kölner Lebensversicherung Concordia,
die Gothaer Lebensversicherungs-Bank und
die Germania, Lebensversicherung.

Mäßigkeits-Vereine bestehen in unserem Kreise nicht, sind aber auch bei der durchweg nüchternen Lebensweise der hiesigen Bevölkerung noch nicht Bedürfniß geworden.


15. Wohlthätigkeits- und Armenpflege.

Neben der Armenpflege bestehende Wohltätigkeits-Anstalten sind im Kreise Heinsberg nicht vorhanden, ebensowenig belangreiche Stiftungsfonds zu wohlthätigen Zwecken.

In einigen Gemeinden gibt es zwar den jedesmaligen Pfarrern zur Verwaltung überwiesene kleine Fonds, deren Revenüen für Wohlthätigkeitszwecke bestimmt sind, allein dieselben sind, wie bemerkt, von so geringer Bedeutung, daß es einer näheren Darlegung in Betreff derselben nicht bedarf. Vereine, welche lediglich die Übung der Wohlthätigkeit zum Zwecke haben, sind der in der Stadt Heinsberg bestehende Vincenz-Verein zur Unterstützung verschämter Hausarmen und zur Wartung armer Kranken und der gleichfalls für die Stadt gestiftete Damenverein zur Unterstützung armer Familien. Beide Vereinigungen haben weder Vermögen noch corporative Eigenschaften. Sie verfolgen ihre Zwecke mittelst der von den Mitgliedern erhobenen Beiträge.

Die Armenpflege liegt der Regel nach in den Händen der Einzelgemeinden. Jede derselben bildet einen Armenverband mit einer Armenkasse, mit Ausnahme der Gemeinde Hilfarth, welche in die

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Wilhelm Leopold Janßen: Statistik des Kreises Heinsberg. Heinsberg o. J., Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Statistik_des_Kreises_Heinsberg.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)