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2. Physiographische Skizze.

Der Kreis gehört seiner Terrain-Bildung nach zu dem aus Diluvial- und Alluvialboden gebildeten Flachlande des Aachener Bezirks. Während der südlichere Theil keine Höhenzüge, sondern nur einige durch Bäche und ihre Niederungen abgetrennte Plateaus besitzt, erhebt sich im nördlichen Theile das Terrain zu einer dem Laufe der Roer folgenden Hügelreihe, an welche sich gen Norden die Krüchtener Hochebene anschließt. Die höchste Stelle dieser Hügel liegt 410 Fuß über dem Meeresspiegel. Mitten durch den Kreis in der Richtung von Südost nach Nordwest, auf der nördlichen Seite von der Roer, auf der südlichen Seite von der schon im Nachbarkreise Geilenkirchen von dem Wurmbach sich abzweigenden sogenannten „jungen Wurm“ begrenzt, zieht sich die Wurm-Niederung, welche in der Nähe der Bachufer manche gute Wiesen enthält, durchweg aber aus Brüchen, sauern Wiesen und schlechtem Ackerland besteht. –

Der Boden im Kreise ist außerordentlich verschiedenartig, denn neben fruchtbarem wenn immer noch leichtem Lehmboden finden sich in oft geringer Entfernung bedeutende Strecken des sterilsten Sandbodens, oder Torf und Moor. Von sehr geringer Fruchtbarkeit ist namentlich der Boden an der niederländischen Grenze bei Havert, Waldfeucht, Haaren, Karken und Effeld, sodann der größte Theil des in der obengedachten Wurm-Niederung belegenen Terrains und der ganze nördliche Kreistheil von Wassenberg und Birgeln an bis hinauf zur Kreisgrenze bei Niederkrüchten. Der beste Boden des Kreises ist derjenige bei Wehr. –

An fließenden Gewässern ist der Kreis sehr reich. Alle gehören zu dem Gebiete der Maas und fließen meist in der Richtung von Ost nach West oder von Südost nach Nordwest theils direkt, theils einander sich aufnehmend diesem Fluße zu. Zunächst zu erwähnen ist die Roer, welche bei Hilfarth in den Kreis eintretend denselben an seiner breitesten Stelle quer auf einer Strecke von zwei Meilen durchfließt, bei Effeld auf niederländisches Territorium tritt und bei Roermond in die Maas einmündet. Die Roer ist obgleich von erheblicher Breite dennoch wegen ihrer häufigen und starken Krümmungen und wegen ihres stellenweise seichten Bettes nicht schiffbar. Durch schnelles Anschwellen im Frühjahr und nach starken Gewittern verursacht sie Überschwemmungen, welche den größten Schaden für die nächstliegenden Dörfer und Fluren im Gefolge haben würden, wenn nicht die längs beiden Ufern gezogenen Dämme einen sichern Schutz gewährten.

Der bei Aachen entspringende Wurmbach tritt bei Randerath aus dem Kreise Geilenkirchen in den diesseitigen Kreis, durchfließt denselben in einer Länge von 11/2 Meile und mündet bei Kempen in die Roer. Die vorhin gedachte „junge Wurm,“ kommt nach ihrer Abzweigung vom Wurmbach gleichfalls bei Randerath in den Kreis Heinsberg, und ergießt sich, nachdem ihr Lauf mit demjenigen des Wurmbachs stets ziemlich parallel gewesen ist, bei Blodorp an der holländischen Grenze in die Roer.

Der Rodebach kommt aus dem Gangelter Bruche, fließt in vielen Krümmungen durch die Bürgermeisterei Wehr, bildet sodann von Tüddern bis Isenbruch die Grenze zwischen Holland und Preußen und mündet bei Echt auf holländischem Gebiete in die Maas. In den Rodebach bei Isenbruch ergießt sich der bei Langbroich an der Grenze der Kreise Heinsberg und Geilenkirchen entspringende Saeffelbach.

Ferner ist zu erwähnen der Kitschbach, in den Haarener Brüchen entspringend und bei Karken in die junge Wurm fließend, sodann der Baalbach, Birgelbach und der Schaagbach, die drei letzteren von den Wassenberger Höhen kommend und in die Roer einmündend, und endlich der Rothenbach, welcher in der Nähe von Arsbeck entspringt, bei dem Gute Dahlheim die Landesgrenze erreicht und dieselbe verfolgend sich bei Blodorp in die Roer ergießt.

Alle diese fließenden Gewässer, mit Ausnahme des Roerflusses werden sowohl zur Bewässerung der angrenzenden Wiesen wie zum Treiben von Mahl-, Schrot-, Loh-, Öl- und Knochenmühlen vielfach benutzt.


3. Klimatische Verhältnisse.

Wenngleich die klimatischen Verhältnisse im Kreise im Allgemeinen als der Vegetation und der Gesundheit günstig zu bezeichnen sind, so lassen sich doch einige Verschiedenheiten, welche in der besonderen Terrainbildung der einzelnen Theile des Kreises ihren Grund haben, nicht verkennen. Während der bedeutende Distrikt der Wurm-Niederung des vielfach sumpfigen Bodens halber in trockenen Jahren mehr und bessere Früchte produzirt, als in nassen Jahren, sind die letzteren für die anderen Kreistheile die

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Wilhelm Leopold Janßen: Statistik des Kreises Heinsberg. Heinsberg o. J., Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Statistik_des_Kreises_Heinsberg.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)