Seite:Statistische Darstellung des Kreises Borken.pdf/6

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vieler Forstgrundstücke in Acker, Wiese und Weide mit beitragen mag, weil dadurch die Luftströmungen aus Norden und Osten, welche in diesen Jahreszeiten vorherrschen, freier geworden sind. Eine unangenehme Naturerscheinung ist der Haar- oder Höhenrauch[WS 1]. Dieser zeigt sich gewöhnlich von der Mitte des Monats Mai bis zum Juli und übt einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die Vegetation aus, da mit seinem Erscheinen, gewöhnlich bei Nord- und Nordostwind, eine große Dürre eintritt, viel Wärmestoff gebunden wird und der Rauch selbst auf die Blüthen und die Entwicklung der Pflanzen sehr ungünstig einwirkt. Gewitter sind in dieser Zeit selten, und es scheint, daß diese durch den Höhenrauch im Entstehen zersetzt werden. Gewitter sind hier überhaupt nicht sehr häufig, doch ist dies nicht jedes Jahr gleich. Übrigens hat der östliche, höher gelegene Kreistheil am meisten von Gewittern zu leiden, besonders dann, wenn sie von Hagel begleitet sind, namentlich die Gemeinden Velen und Nordvelen, zum Theil auch Borken, Marbeck und Raesfeld, wogegen der westliche selten oder gar nicht von nachtheiligen Hagelschauern betroffen wird.

Die durch die kalte Jahreszeit unterbrochene Vegetation beginnt oft schon wieder im Februar, gewöhnlich aber im März, wo auch die Frühlingsbestellung der Äcker anhebt. Schon im März, hauptsächlich jedoch im April werden die Kartoffeln gepflanzt, Gerste und Hafer, und im Mai bis Anfangs Juni der Buchweizen gesäet. Ende Juli beginnt die Roggenernte, welcher im August die Weizenernte folgt, darnach die der Gerste, des Hafers und des Buchweizens bis in die erste Hälfte des Monats September. In diesem Monat beginnt dann auch die Bestellung der Wintersaat, welche sich bis Ende October erstreckt und hauptsächlich in Roggen besteht, da Weizenboden im Kreise wenig vorhanden ist. Der erste Schnitt der zweischürigen Wiesen, deren jedoch nur wenige sind, beginnt gewöhnlich im Juni und ist vor der Roggenernte eingescheuert; der zweite Schnitt findet im September statt, und der der einschürigen im August.


IV. Bevölkerung.

Nach der Zählung vom 3. December 1861 enthält der Kreis eine Einwohnerzahl von 41.410 Seelen, wovon auf die Quadrat-Meile 3618,39 kommen. Von der Gesammt-Bevölkerung kommen auf die Städte Anholt 1846, Bocholt 5169 und Borken 3003, überhaupt 10.018 Seelen; auf die übrigen 39 Ortschaften und Landgemeinden 31.392 Seelen. Nach dem Geschlechte unterscheiden sich dieselben in 20.809 männlichen und 20.601 weiblichen Geschlechts, die in 7787 Haushaltungen oder Familien in folgender Art vertheilt sind, nämlich:

a) 6650 männliche und 6678 weibliche im Ehestande lebende Personen. Die fehlenden 28 männl. Personen standen zur Zeit der Volkszählung außerhalb des Kreises in Arbeit;
b) 993 männliche und 1379 weibliche Personen im verwittweten Stande;
c) 2 Männer und 2 Frauen, welche geschieden, und nicht wieder verheirathet sind, sowie
d) 13.164 männliche und 12.542 weibliche Personen, welche noch nicht verheirathet gewesen.

Der Religion nach gehören 1400 der evangelischen und 39.570 der katholischen Kirche, 440 dem Judenthum an. Bekenner anderer Religionsparteien sind nicht vorhanden.

Im Vergleich mit der Volkszählung von 1858 ergibt sich eine Zunahme der Bevölkerung von 24 männlichen und 91 weiblichen, überhaupt 115 Personen, welche größtentheils in einer genauern Zählung gegen früher begründet erscheint. Die Bevölkerung ist in ihrer Gesammtheit deutscher Abstammung, und obschon die deutsche Sprache Bücher- und Schriftsprache ist, so wird sie, selbst in

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zur Erläuterung sei auf den Artikel Höhenrauch in der Wikipedia verwiesen.