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den Familien der gebildeten Stände, doch nur wenig gesprochen. Dagegen ist die plattdeutsche Sprache allgemein vorherrschend, die nach den drei Städten drei verschiedene Dialekte unterscheiden läßt. Wegen der benachbarten Niederlande ist in der Nähe der Grenze dieses Idiom ein Gemisch von plattdeutscher und holländischer Sprache.

Hinsichtlich des Berufs und der Beschäftigung der Kreis-Einwohner, so sind

1. bei der Landwirthschaft, als Hauptgewerbe betrachtet, beschäftigt 1439 Eigenthümer und 1081 Pächter, deren Frauen, Kinder und sonstige Angehörige 12.398 Seelen betragen. Als Nebengewerbe wird die Landwirthschaft von 1259 Eigenthümern und 742 Pächtern betrieben, deren Frauen, Kinder und andere Angehörige 8933 Seelen ausmachen. Das landwirthschaftliche Hülfspersonal besteht in 2 Verwaltern, 7 Wirthschafterinnen, 1389 Knechten und Jungen, 1884 Mägden, 397 Tagelöhnern und 126 Tagelöhnerinnen.
2. Handarbeiter, welche nicht bei der Landwirthschaft beschäftigt werden, gibt es 908 männliche und 526 weibliche.
3. Dienstboten und Gesinde aller Art, welches zur persönlichen Bequemlichkeit der Herrschaften dient, 51 männliche, 351 weibliche, und solche, die blos in Gewerben beschäftigt werden, 62 männliche und 50 weibliche.
4. Krankenwärter, Leichenbitter und Todtengräber 14 männliche und 10 weibliche.
5. Geistliche sind vorhanden 52 (48 katholische und 4 evangelische).
6. Ärzte 12.
7. Fabrikanten 12.
8. Gelehrte, Schriftsteller und Privatlehrer 6 männliche, 1 weibliche.
9. Bei der allgemeinen Landesverwaltung sind beschäftigt 40 Personen, bei der Justiz-Verwaltung 36, bei der Post-Verwaltung 14 Beamte, 5 Unterbeamte und 11 contractliche Diener. Blos vom Communaldienste leben 21 Personen, und 6 als Beamte der ständischen Corporationen und der Rittergüter.
10. Ohne Berufsübung gibt es 15 männliche und 19 weibliche von Pensionen lebende Personen, und aus eigenen Mitteln lebende selbstständige Personen, sogenannte Rentiers, 48 männliche und 31 weibliche.
11. Theilweise von Almosen lebende Familienhäupter, welche der öffentlichen Armenpflege verfallen, 222 männliche und 263 weibliche, und ganz von Almosen lebende 112 männliche und 135 weibliche Personen.


V. Ab- und Zuzüge der Bevölkerung.

Die große Neigung der Bevölkerung zur Auswanderung, wie sie sich in frühern Jahren kund gab, ist nicht mehr vorhanden. Während im Jahre 1853 55 und 1854 81 Personen auswanderten, sind in den drei letzten Jahren 8 Familien mit 31 Personen und 39 einzeln stehende, worunter 6 Dienstmädchen, überhaupt nur 70 Personen mit Consens ausgewandert. Auf das Jahr 1859 kommen davon 13, 1860 32 und auf 1861 25. Die meisten Auswanderer suchten in Amerika eine neue Heimath, indeß nur zwei nach den Niederlanden sich gewandt haben. In den vorhergehenden 6 Jahren verließen den Kreis 293, im Durchschnitt also jährlich 49 Personen. Kommen nun auch die Zahlen der drei letzten Jahre den frühern nicht gleich, so neigen diese doch wieder der Zunahme sich zu, obgleich die Ursache davon nicht klar liegt. Daß diese Neigung aber durch die Auswanderungs-Agenten zum Theil geweckt wird, läßt sich nicht verkennen.