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wäre; dagegen stehen wir schon frühe auf dem Boden der Geschichte. Zu Cäsars Zeiten wohnten hier die Menapier, welche aber von den Usipeten und Tenchteren, nachdem diese durch die Sueven genöthigt worden waren, ihre bisherigen Wohnsitze aufzugeben, vom Rheine verdrängt wurden. Später (58 nach Chr.) mußten jedoch auch diese beiden Volkerschaften, im Kampfe gegen die mit den Römern verbündeten Ubier besiegt, die linke Rheinseite verlassen. Zu Vespasians Zeiten waren die Gugerner hier seßhaft. Nachdem die Romer Herren des linksseitigen Niederrheins geworden waren, legten sie daselbst viele befestigte Stationen an, welche durch eine von Colonia Agrippina (Cöln) nach Neomagium (Nymwegen) führende Straße miteinander verbunden wurden. Diese noch jetzt so genannte und zum Theil erhaltene Römerstraße führte von Neuß abwärts eine achtel Meile westlich an Gellep (Gelduba) und demnächst östlich an Uerdingen vorbei, wo sie theilweise vom Rhein verschlungen ist, zu der Station Calo, der ersten im Kreise Moers. Viele glauben dieses Calo in dem Dorfe Caldenhausen wiederzufinden; andere dagegen sind mit mehr Wahrscheinlichkeit der Ansicht, daß es das heutige Cölve sei, ein Gehöfte in der Gemeinde Schwafheim, welches, am Rande einer kleinen Niederung gelegen, sich jedenfalls besser zu einer militärischen Station eignete, als Caldenhausen. Von Calo zog sich die Straße nach Asciburgium, dem heutigen Burgfeld, welches sich östlich von derselben bis zum Winkelhäuser Bruche, einem damaligen Rheinarme, oder vielleicht dem Hauptstrome des Rheines (Asciburgium in ripa Rheni situm, sagt Tacitus) ausdehnte. Auf dem Burgfelde werden noch jetzt von Zeit zu Zeit Münzen und andere Alterthümer gefunden, welche deutlich beweisen, daß hier eine römische Niederlassung war. Von Asciburgium führen die vorhandenen Reste der Straße über das nahe gelegene Asberg, welches vielleicht von jener Station den Namen hat, dann über Hochstraß und Bornheim, von wo aus sie bis Strommoers mit der jetzigen Staatsstraße zusammenfällt; unterhalb Strommoers ist sie bei Überschwemmungen vom Rheinwasser weggespült worden, kommt aber bei der St. Anna-Kapelle wieder zum Vorschein, zieht sich durch Millingen, Drüpt (Trepitia?) und Bönning und fällt einige hundert Ruthen unterhalb Grünthal abermals mit der Staatsstraße zusammen. Von der Stelle, wo die alte Landstraße nach Birten abbiegt, führte sie dann in gerader Richtung zum alten Rhein, welcher sie, als er noch ein Theil des Rheinstromes war, sammt der alten Beurtina verschlungen hat. Von hier aus zog sich die Straße am Fuße des Xantener Berges vorbei zu der einige hundert Ruthen unterhalb Xanten gelegenen Colonia Traiana und von da nach Burginatium unweit Calkar im Kreise Cleve. Auf dem Xantener Berge, nahe dem jetzigen Gute Fürstenberg, in einer von Natur sehr festen Stellung, hatten die Römer lange Zeit ein im zweiten Decennium vor unserer Zeitrechnung errichtetes befestigtes Lager, die castra vetera. Hier sowohl als in der Umgegend von Xanten überhaupt hat man viele zum Theil werthvolle Münzen, Gemmen und Geräthschaften aus der Römerzeit gefunden, welche von dem Justizrath Houben in Xanten gesammelt, nach dessen Tode aber verkauft worden sind. In der Nähe von Birten, etwa eine Viertelstunde südlich von castra vetera, befinden sich die wohl erhaltenen Reste der arena campestris, eines aus Erde aufgeführten Amphitheaters, in welchem 276 der heilige Victor und 360 Gefährten von der Thebauischen Legion, die sich zum Christentum bekehrt hatten, den Märtyrertod erlitten. – Das Christenthum, welches sich vom zweiten Jahrhundert an auch am Rhein mehr und mehr ausbreitete, erhielt 331 unter Constantin dem Großen durch die Errichtung der Diöcese Cöln einen festen Stützpunkt.

Nachdem die Römer vier Jahrhunderte das linke Rheinufer beherrscht hatten, wurden sie von den Franken vertrieben, deren Könige die Bischöfe von Cöln schon frühe mit vielen und ausgedehnten Besitzungen in unserer Gegend beschenkten. Karl der Große, der wiederholt auf dem Burghof bei Friemersheim residirt haben soll, sammelte hier nach dem Reichstage zu Düren (779) seine Krieger, um den Sachsen entgegenzuziehen. Als er sie nach langen Kämpfen unterworfen hatte (802), siedelte er zahlreiche Schaaren der Besiegten auf dem linken Rheinufer an. Im neunten Jahrhundert muß unsere Gegend schon sehr angebaut gewesen sein; in einem aus dieser Zeit herrührenden Heberegister der Abtei Werden, welche hier viele Güter besaß, finden sich unter anderen folgende Ortsnamen: Frimareshem (Friemersheim) Rumolohon (Rumeln) Astarlohon (Asterlagen) Ostarhem (Oestrum) Suabhem (Schwafheim) Ascburg (Asciburgium, Asberg) Hattorpe (Atrop) Mürse (Moers) Bobbonberga (Hohenbudberg) Berghem (Bergheim) Fennikinne (Vennikel) Halon (Halen) Bladrikeshem (Bliersheim) ecclesia Embrickni (Hochemmerich) Hohonberg (Homberg) Brette (Borth) Albrike (Elverich) Bettinghem (Bettencamp) Ullodfort (Utfort) etc.

Seit dem Vertrage von Verdün gehörte das linke Rheinufer zu Lotharingen, um welches zwischen den deutschen und französischen Königen lange gekämpft wurde, bis die ersteren dasselbe dem Reiche einverleibten.