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12. November 1614 schlossen sie zu Xanten eine Übereinkunft über die Theilung des Landes, nach welcher insbesondere das Herzogthum Cleve dem Churfürsten zufallen sollte. Dieselbe konnte aber ebensowenig als ein späterer auf gleicher Grundlage im Jahre 1624 zu Düsseldorf errichteter Vertrag zur Ausführung gelangen, weil die Spanier sowohl, als die Generalstaaten sich weigerten, die von ihnen besetzten Festungen des Landes herauszugeben. Nachdem Brandenburg und Neupfalz sich 1629 abermals in Düsseldorf dahin geeinigt hatten, daß ihr früherer Vertrag mit einigen Modificationen in Kraft bleiben solle, und diese Übereinkunft vom Reichstage zu Regensburg genehmigt worden war, räumten endlich 1631 die fremden Truppen das Land. Demungeachtet war der Streit hiermit noch nicht beendigt. Da nämlich die beiden Mächte wieder uneins geworden waren, so schloß man 1647 in Düsseldorf einen dritten Vergleich, wonach Cleve, Mark und Ravensberg dem Churfürsten von Brandenburg, alles übrige Land dem Pfalzgrafen von Neuburg gehören sollte. Abermalige Streitigkeiten, welche durch die Bedrückung der Protestanten seitens des Pfalzgrafen hervorgerufen wurden, führten endlich zu dem Hauptvergleich von Cleve, durch welchen am 9. September 1666 festgesetzt wurde, daß der Churfürst im Besitze der ebengenannten Länder bleiben, in Bezug auf die Religion aber die Bestimmungen des westphälischen Friedens maßgebend sein sollten. Nachdem nun dieser Vergleich 1678 auch durch den Kaiser bestätigt worden war, blieb Brandenburg bis zur französischen Occupation im unangefochtenen Besitze des Herzogthums Cleve. – Am 16. Juni 1859 wurde das Andenken an die 250 Jahre vorher geleistete Huldigung unter großer Theilnahme zu Cleve festlich begangen. Die Statue des Kurfürsten Johann Sigismund, zu welcher damals auf dem Markte zu Cleve der Grundstein gelegt wurde, ist inzwischen feierlich enthüllt worden.

Die Hauptstadt des clevischen Theiles unseres Kreises ist Xanten. Ursprünglich churkölnisch, erhielt Xanten 1228 die Privilegien der Stadt Neuß. 1028 wurde hier zum Andenken des heiligen Victor und seiner Gefährten ein Augustinerkloster gegründet, welches aber 1125 in ein weltliches Collegiatstift verwandelt wurde. Aus dem zwölften Jahrhundert stammen auch die in byzantinischem Stile erbauten Thürme des jetzigen Domes; die dazu gehörige Kirche brannte 1372 ab und wurde – wie es scheint bald nachher – in gothischem Stile wieder aufgebaut. Die nördliche Hälfte von Xanten wurde im Frieden zu Hamm am 27. Mai 1392 von dem Erzbischof Friedrich von Saarwerden, welcher die Stadt kurz vorher stark befestigt hatte, dem Grafen Adolph von Cleve für eine Schuldsumme von 53000 (?) Gulden zum Unterpfande übergeben und seitdem nicht wieder eingelöst. Nach Beendigung der Soester Fehde (1449), welche Johann I. von Cleve mit dem Kölner Erzbischofe Diedrich von Moers führte, erhielt jener auch die andere Hälfte von Xanten, und 1464 wurde ihm der Besitz der Stadt von dem Nachfolger des genannten Erzbischofes nochmals bestätigt. Xanten hat viele Kriegsdrangsale erleiden müssen: im 9. und 11. Jahrhundert wurde die Stadt von den Normannen ausgeplündert, 1598 und 1614 wurde sie von den Spaniern erobert, 1638 aber schlugen die tapferen Bürger die Kaiserlichen zurück.

Die zweite clevische Stadt unseres Kreises, Orsoy, wo schon sehr früh ein Rheinzoll erhoben wurde, erhielt 1334 Stadtrechte. Im Jahre 1388 brachte der Erzbischof von Köln die Stadt in seine Gewalt, mußte sie aber im Frieden von Hamm 1392 dem Grafen Adolph von Cleve wieder herausgeben. Auch Orsoy war befestigt und zu öfteren Malen Schauplatz kriegerischer Ereignisse. 1598 wurde die Stadt von den Spaniern besetzt, 1632 von den Niederländern, 1672 von den Franzosen unter Anführung Ludwigs XIV. und 1689 abermals von den Franzosen eingenommen.

3. Zum Herzogthume Geldern gehörten im hiesigen Kreise nur die Bürgermeistereien Schaephuysen und Rheurdt, welche einen Bestandtheil der sogenannten Vogtei Geldern bildeten. Die uralte deutsche Landvogtei Geldern kam 1061 durch Erbschaft an Otto I. aus der Familie Nassau, welcher 1079 zum Grafen von Geldern erhoben wurde. Mit der nunmehrigen Grafschaft Geldern, welche um die gleichnamige Stadt zwischen Cleve und Brabandt lag, vereinigte die Familie Nassau nach und nach die niederländischen Grafschaften Zütphen, Veluve und Betuve, in Folge dessen der ursprüngliche Besitz den Namen Oberquartier von Geldern erhielt. Nachdem Reinold II. 1339 die herzogliche Würde an sich gebracht hatte, starb die Familie 1372 im Mannesstamme aus, worauf das Land an den Schwestersohn des letzten Herzogs, den Herzog Wilhelm III. von Jülich fiel. Diesem folgte sein Bruder Reinold IV., nach dessen Tode 1423 das Herzogthum durch seine Schwester Johanna auf ihren Enkel Arnold von Egmond überging. Nun begannen langwierige Streitigkeiten, zunächst mit den Herzögen von Berg, welche als nächste Agnaten der ausgestorbenen Herzöge von Jülich das Herzogthum Geldern in Anspruch nahmen, dann mit Karl dem Kühnen von Burgund, welcher 1472 das Land als Pfandgläubiger in Besitz nahm. Erst 1492 gelang es dem dritten und letzten Herzog von Geldern aus der Familie Egmond, Karl, mit Unterstützung des obenerwähnten Grafen Vincenz von Moers, sein unterdeß an den Schwiegersohn