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Karl’s des Kühnen, Maximilian, übergegangenes Land wieder an sich zu bringen. Er wurde jedoch 1528 von Kaiser Karl V. zu dem Versprechen genöthigt, daß das Herzogthum, im Falle er keine Sohne hinterließe, an den Kaiser fallen solle. Die Landstände dagegen bestimmten 1537 Wilhelm den Reichen, Herzog von Jülich-Cleve-Berg und Erben der Ansprüche des Hauses Jülich auf Geldern, zu seinem Nachfolger, welche Wahl Herzog Karl 1538 in seinem Testamente bestätigte. Nach dessen gleich nachher erfolgtem Tode gelang es jedoch Wilhelm nicht, Geldern dauernd in Besitz zu nehmen; er mußte es vielmehr 1543 Karl dem Fünften überlassen, der es seinem Sohne Philipp dem Zweiten hinterließ. Im Aufstande der Niederlande machte sich Niedergeldern von Spanien los, wogegen das Oberquartier im Besitze der Könige von Spanien blieb, bis es im Laufe des spanischen Erbfolgekrieges von dem Könige von Preußen in Besitz genommen wurde, dem es im Utrechter Frieden (1713) theils als Erben der obenerwähnten Jülich’schen Ansprüche, theils als Entschädigung für das von Frankreich eingezogene Fürstenthum Orange zugesprochen wurde. – Im Jahre 1863 soll das Andenken an die vor 150 Jahren erfolgte Besitznahme Gelderns gefeiert werden.

4. Zum Erzstift Cöln und zwar zum Niederstift gehörten im hiesigen Kreise die Bürgermeistereien Rheinberg Stadt und Land, Vierquartieren, Camp, Alpen, die Gemeinde Hohenbudberg-Caldenhausen, mit Ausnahme des östlich von der Staatsstraße gelegenen Theiles von Caldenhausen in der Bürgermeisterei Friemersheim und die Gemeinde Menzelen in der Bürgermeisterei Veen. Über das Verhältniß von Budberg zum Erzstift ist schon oben das Nöthige mitgetheilt worden.

Rheinberg, ursprünglich Berck (der Name Rheinberg wurde erst im 17. Jahrhundert üblich) ist auf einer ehemaligen Rheininsel erbaut. Diese und andere durch die Arme des Rheines in der Nähe gebildete Inseln wurden schon im 7. Jahrhundert der Kirche geschenkt. Berck wurde ein Tafelgut der Bischöfe, später Erzbischöfe und Churfürsten von Cöln und ein Amt des Churfürstenthums, in welchem Verhältnisse es bis zur französischen Occupation blieb. 1232 erhielt Rheinberg Stadtrechte und 1290 wurde ihm der daselbst schon früher erhobene Rheinzoll zur Verwendung für den Unterhalt der Festungswerke überwiesen. Zum Schutze dieses Zolles ließ der Erzbischof Siegfried von Westerburg 1292 ander nördlichen Seite der Stadt einen sehr festen Thurm von Basaltsteinen errichten, welcher, im niederländisch-spanischen Religionskriege von den durch die Spanier belagerten Holländern zur Aufbewahrung von Pulver benutzt, zum Verderben eines großen Theiles der Stadt am 14. Oktober 1598 durch eine glühende Kugel in die Luft gesprengt wurde. Die Reste dieses Zollthurmes sind noch jetzt vorhanden. Als eine starke Festung wurde Rheinberg in den unaufhörlichen Kriegen des 16. und 17. Jahrhunderts sehr häufig belagert. 1583, im Truchseß’schen Kriege, wurde die Stadt von Adolph, Grafen von Nüenar und Moers erobert, fiel aber 1590 in die Hände des spanischen Generals Ernst von Mansfeld. In den Jahren 1595–1601 wurde Rheinberg dreimal durch den Prinzen Moritz von Oranien, Grafen zu Moers, demnächst 1606 durch den spanischen Feldherrn Spinola, 1633 aber wieder durch den Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, Grafen zu Moers erobert. Nun blieben die Holländer bis 1672 im Besitze der Stadt, in welchem Jahre Ludwig XIV. dieselbe durch den Verrath des Mitcommandanten d'Ossery, eines Irländers, ohne Schwertstreich einnahm. Nachdem Rheinberg 1678 dem Erzbischof von Cöln zurückgegeben war, wurde es im spanischen Erbfolgekriege, in welchem Churköln auf der Seite Frankreichs stand, 1703 von Preußischen Truppen besetzt, welche die Festungswerke schleiften. Nach dem Friedensschlusse (1715) trat der Churfürst wieder in den Besitz der Stadt.

In Camp, dem Hauptorte der gleichnamigen Bürgermeisterei, gründete Friedrich I. von Cöln am 31. Januar 1122 ein Cisterzienser-Kloster, welches er mit Mönchen aus dem französischen Kloster Morimund besetzte. Die Abtei erwarb im Laufe der Jahre große Reichthümer, blieb aber auch von schweren Schicksalsschlägen nicht verschont. So wurde z. B. die ihr von dem Grafen von Cleve 1188 geschenkte große und fruchtbare Insel Hoen bei Rees im Jahre 1312 vom Rhein verschlungen. Im Jahre 1584 – im Truchseß’schen Kriege – wurden die Mönche genöthigt, Camp zu verlassen und in ihren Häusern zu Rheinberg, Neuß und Cöln Schutz zu suchen. Damals wurden die Klostergebäude fast völlig zerstört, und auch die Windmühle auf dem Neersenberge von den Mörsischen abgebrochen und in der Gemeinde Neukirchen wieder aufgebaut, wo sie noch jetzt steht und den Namen Altemühle führt. Erst im Jahre 1700 konnten die Mönche, nachdem die Klostergebäude wieder hergestellt waren, in Camp wieder einziehen, wo sie bis zur Zeit der französischen Revolutionskriege im ungestörten Genusse ihres noch immer reichen Besitzes blieben. Im Jahre 1802 wurde das Kloster wie alle andern im damaligen französischen Reiche aufgehoben und seine Besitzthümer vom Staate eingezogen. – Am 16. October 1760 – im siebenjährigen Kriege – fand zwischen dem Erbprinzen von Braunschweig und dem französischen General de Castries ein Gefecht bei Camp statt, wobei der Versuch des ersteren, die französischen Truppen zu überfallen, mißlang.