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Nachdem wir die Gestalt der Oberfläche und die Wasserverhältnisse unseres Kreises kurz geschildert haben, so erübrigt nur noch, einiges über den Boden selbst zu sagen. Derselbe ist von sehr verschiedener Beschaffenheit, im Allgemeinen aber von durchlassendem mildem Charakter und besteht wechselnd aus Lehm, sandigem Lehm, lehmigem Sand und Sand. In den Rheinniederungen findet man mehrfach einen tiefgründigen lettigen Lehmboden, der nichts zu wünschen übrig lassen würde, wenn er nicht durch Quell- und Stauwasser bei hohen Rheinwasserständen zu häufig litte, in den hoheren Lagen einen vermögenden sandigen Lehm, auf den Hügelrücken, den schmalen Wellen und ähnlichen Erhebungen nur Sand mit wenigen Lehmtheilen. In einem Theile der eingedeichten Rheinniederung ist der ursprünglich gute Boden in Folge wiederholter Durchbrüche durch Sandüberschüttung wesentlich verschlechtert worden. In den tiefen Terraineinschnitten des Kreises, welche in der Regel als Wiesen benutzt werden, findet sich Moor- und Torfboden, nicht selten auch eisenschüssiger Thon und kaltnasser Sand. – Geognostisch betrachtet gehören die obersten Bodenschichten in denjenigen Theilen des Kreises, welche unter dem Einflusse der Rheinüberschwemmungen standen, dem Alluvium, alles andere bis zu bedeutender Tiefe dem Diluvium an. In den außerhalb Deiches gelegenen Ländereien schreitet die Alluvion noch immer fort: nach den Ausgrabungen römischer Alterthümer zu urtheilen, beträgt dieselbe seit der Römerzeit 8—10 Fuß. Durch mehrfache Bohrversuche hat man sich überzeugt, daß die Steinkohlenformation des rechten Rheinufers sich – jedoch in weit größerer Tiefe – auch auf dem linken Rheinufer fortsetzt. Über die Resultate dieser Versuche berichten wir näher im zwölften Abschnitte.


III. Klimatische Verhältnisse.

Obwohl sich im hiesigen Kreise mehrere Personen mit meteorologischen Beobachtungen befassen, so fehlt es doch an einer der über ganz Norddeutschland verbreiteten und von Berlin aus organisirten meteorologischen Stationen. Solche befinden sich indessen in Crefeld und Cleve, und da nach allgemeineren Wahrnehmungen nicht bezweifelt werden kann, daß der südliche Theil des ziemlich in der Mitte zwischen beiden Städten liegenden Kreises sich in klimatischer Beziehung dem Kreise Crefeld, der nördliche dem Kreise Cleve nähert, so dürfte die Mittheilung einiger auf diesen Stationen gemachten Beobachtungen nicht ohne Interesse sein.

Es liegt uns zunächst eine Zusammenstellung der fünftägigen Wärmemittel aus dem 12jährigen Zeitraume von 1848—1859 vor. Man ersieht aus derselben, daß wir hier am Rhein ein weit milderes Klima und namentlich einen weniger strengen Winter haben, als in den östlicheren Theilen Norddeutschlands. Während nämlich in Cleve nur in einem fünftägigen Zeitraum des Jahres das Wärmemittel unter den Gefrierpunkt fällt, ist dies in Westphalen in 2, in der Mark Brandenburg in 15, in Ratibor in Oberschlesien in 22, auf dem westpreußischen Plateau in Schönberg und Conitz in 27 und in Arys am Spirdingsee in 28 solcher Zeiträume der Fall. Die monatlichen Wärmemittel des genannten 12jährigen Zeitraumes betrugen Grad Reaumür

im Monat in Cleve in Crefeld
Januar 0,69 0,74
Februar 1,74 1,63
März 2,94 3,10
April 6,18 6,81
Mai 9,71 10,35
Juni 12,85 13,75
im Monat in Cleve in Crefeld
Juli 13,95 14,91
August 13,64 14,18
September 11,12 11,36
Oktober 7,94 8,12
November 3,25 3,23
Dezember 1,18 1,67



Die Wärmemittel der Jahreszeiten betrugen Grad Reaumür

im in Cleve in Crefeld
Winter 1,41 1,35
Frühling 6,28 6,75
Sommer 13,48 14,25
Herbst 7,44 7,57
ganzen Jahr 7,15 7,48

Man sieht hieraus, daß es in Crefeld im Allgemeinen etwas wärmer ist, als in Cleve.

Von besonderem Interesse sind die Wärmemittel der Monate April und Oktober, da die Temperatur dieser Monate auf den Beginn der Frühjahrsbestellung und die Beendigung der Herbstbestellung von großem Einfluß ist. Was zunächst