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in den genannten 11 Ländern,    im Kreise Moers,
im Alter von 0–20 Jahren  41,03  47,35
" " " 20–60 "  50,29  45,34
" " " 60–70 "  5,49  5,15
" " " über 70 "  3,19  2,19

Da die Altersklasse von 20–60 Jahren als diejenige bezeichnet werden kann, welche vorzugsweise producirt, so spricht sich in der geringen Verhältnißzahl des Kreises Moers, welche durch Hinzurechnung der im Militärdienste abwesenden noch nicht ganz um 1% erhöht werden würde, deutlich der vielfach beklagte Mangel an ländlichen Arbeitern aus, der den Gesinde- und Tagelohn seit den letzten 30 Jahren erheblich vertheuert und den Reinertrag des Grundbesitzes um ebensoviel verringert hat.

Betrachtet man das Verhältniß der Geschlechter in den einzelnen Altersklassen, so ergibet sich mit großer Wahrscheinlichkeit, daß nicht nur in den letzten Jahren, sondern schon seit längerer Zeit das Verhältniß der Knaben zu den Mädchen unter den Gebornen ein außerordentlich hohes gewesen ist. Während nämlich in den meisten Staaten die Zahl der männlichen Individuen nur bis zum 20ten Jahre diejenige der weiblichen übertrifft, von da aber bis zum höchsten Alter die letzteren bedeutend überwiegen, ist im Gegensatz hierzu im Kreise Moers die Zahl der Männer in allen Altersklassen die größere, außer in denjenigen von 19–24, 24–30, 60–70 und 70–80 Jahren. Auf die Vertheilung der Geschlechter in den beiden ersteren Klassen übt aber die Abwesenheit vieler Männer, welche im Militärdienste oder auswärts in Arbeit stehen, und das Übergewicht der auswandernden Männer über die auswandernden Frauen gerade in dem kräftigsten Alter einen entscheidenden Einfluß aus, und bei den letzteren Klassen ist die Nachwirkung der Napoleonischen Kriege nicht zu verkennen.

Nach dem Familienstande waren vorhanden

männliche  weibliche  Summa
Unverheirathete und niemals verheirathet gewesene
19184
17940
37124
Verheirathete
9325
9357
18682
Verwittwete
1203
1759
2962
Geschiedene und nicht wieder Verheirathete
2
4
6
Haushaltungen gab es 11161.

Die Zahl der verheiratheten Männer und Frauen sollte eigentlich gleich sein; die geringe Differenz hat ihre Ursache in folgender Bestimmung der Zählungsinstruktion: „In dem Falle, wenn Personen in einem Orte ihre Wohnung oder ihr Nachtquartier haben, in einem andern Orte in Dienst oder Arbeit stehen, sind dieselben da mitzuzählen, wo sie sich in der Nacht vor dem Zählungstage aufhielten.“ Es giebt nämlich Familienväter, welche ihr Domizil im hiesigen Kreise haben, aber auf der andern Rheinseite in fester Arbeit stehen, und nur zeitweise, etwa wöchentlich einmal, oder in noch längeren Zwischenräumen zu ihren Familien zurückkehren. Auch kommt es unter der ländlichen Arbeiterbevölkerung nicht selten vor, daß, wenn die Mittel zur Begründung eines Hausstandes fehlen, die Frau bei ihren Eltern wohnen bleibt, während der Mann anderswo als Knecht dient.

Unter der Gesammtbevölkerung wurden Verheirathete gezählt 31,78%, etwas weniger, als in Preußen, woselbst im Jahre 1852 33,09% verheirathet waren. Man kann hier an den Einfluß des hier bestehenden Erbfolgesystems denken, wornach in der Regel nur eins der Kinder den Hof erbt, die übrigen mit Geld abgefundenen Kinder aber häufig auf dem Hofe wohnen bleiben, ohne sich zu verheirathen. Verwittwete sind unter der Gesammtbevölkerung vorhanden 5,39%, ein im Vergleich mit den meisten europäischen Staaten geringes Verhältniß, welches jedoch dasjenige für Preußen (5,19%) übertrifft. Auf 100 Wittwer kommen 146 Wittwen, wogegen in Preußen sowohl, als in den meisten andern Staaten die Zahl der letzteren diejenige der ersteren um mehr als das doppelte übersteigt. Ob der Grund dieser Verschiedenheit etwa darin liegt, daß hier verhältnißmäßig weniger Wittwer oder mehr Wittwen eine zweite Ehe eingehen, läßt sich beim Mangel desfalsiger Nachrichten nicht entscheiden. Im Verhältniß zur Gesammtbevölkerung giebt es im Kreise Moers Wittwen 2,99%, in Preußen 3,69%. Da der Wittwenstand in der Regel ein bedrängter ist, so ist dies Verhältniß für uns ein günstiges.

Auf jede Haushaltung kommen durchschnittlich 5,27 Personen. Zur Berechnung der durchschnittlichen Stärke der eigentlichen Familie liefert die Volkszählung kein ausreichendes Material. Vergleicht man die Zahl der Haushaltungen (11161) mit der Zahl der Privatwohnhäuser (8912) – die geringe Zahl der bewohnten öffentlichen Gebäude kann außer Betracht bleiben – so kommen auf 100 Häuser 125 Haushaltungen.