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XI. Ackerbau, Viehzucht, Forstwirthschaft.

Der Kreis Moers bildet eine Lokalabtheilung des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen und zerfällt in die Unterabtheilungen Moers, Rheinberg und Xanten. Der Verein wirkt in mannichfacher Weise anregend und fördernd durch Zusammenkünfte, Ausstellungen, Prämiirungen, gemeinschaftliche Beschaffung von Düngmitteln etc.

Bereits im vierten Abschnitt ist die Zahl derjenigen Personen, welche die Landwirthschaft als Haupt- und als Nebengewerbe betreiben, angegeben worden. Rechnet man die Familienangehörigen hinzu, was nur bei den landwirthschaftlichen Tagelöhnern nicht möglich war, so ergibt sich, daß unsere Bevölkerung eine vorzugsweise landwirthschaftliche ist.

Aus dem zehnten Abschnitt geht sodann hervor, daß größere Wirthschaften selten, Höfe von mittlerem Umfange dagegen häufig sind. Wenn in Folge dessen z. B. der Gebrauch landwirthschaftlicher Maschinen nur in beschränktem Maaße stattfindet, einer rationell und im Großen betriebenen Thierzucht sich aber noch größere Hindernisse entgegenstellen, so sind andererseits die Vorzüge mittlerer Wirthschaften, fleißige Cultur und gute Düngung, nicht zu verkennen.

Unter den Erzeugnissen des Ackerbaues und zwar zunächst von Getreidearten werden Waizen, Roggen, Hafer, Sommer- und Wintergerste und Buchwaizen, dagegen kein Spelz und Sommerroggen angebaut. Die Produktion an Waizen und Roggen ist die bedeutendste und übersteigt auch bei mäßigen Erndten das Bedürfniß des Kreises erheblich. Waizen geht zu Schiffe nach Holland und England oder in die Dampfmühlen und Stärkefabriken des Kreises und der Nachbarschaft; Roggen, Gerste und Buchwaizen werden über Homberg, Ruhrort, Duisburg in’s Bergische versandt. Eine Eigenthümlichkeit unserer Gegend ist der starke Anbau von Buchwaizen selbst auf besserem Boden.

Von Hülsenfrüchten werden Erbsen und Pferdebohnen, in neuerer Zeit, wenn auch nur in geringem Umfange, Lupinen, von Hackfrüchten Kartoffeln und Rüben verschiedenster Art gezogen. Seit dem Auftreten der Krankheit hat bei gleichzeitigem Eingehen vieler Brennereien der Kartoffelbau abgenommen, obgleich er immer noch in bedeutender Ausdehnung betrieben wird. Die Krankheit hat einige der geschätztesten einheimischen Sorten fast vollständig vernichtet. Der größte Theil der Kartoffelproduction wird im Kreise als Nahrung für Menschen und Vieh consumirt: in guten Jahren wird der Überfluß theils zum Brennen benutzt, theils ausgeführt, namentlich in die rechtsrheinischen Industriegegenden; bei sehr schlechten Erndten, wie z. B. 1861 kann es vorkommen, daß der Kreis der Kartoffeleinfuhr bedarf. Von den Rübenarten ist am meisten verbreitet die weiße oder Wasserrübe, welche zwar kein kräftiges, aber ein massenhaftes Viehfutter liefert; sie wird fast regelmäßig, wenn Sommerfrucht folgen soll, in Roggenstoppel, oft auch in Brache gesäet. Demnächst ist der Bau der Runkelrübe, welcher in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, von ziemlicher Ausdehnung: es wird die große rothe und gelbe, sowie die Zuckerrübe gezogen. Man gewinnt aus derselben, nachdem sie gekocht und ausgepreßt worden, durch Eindickung das hier sehr beliebte Kraut, welches ein für hiesige Gegend wichtiger Handelsartikel geworden ist. Von allen Nebengewerben wird die Krautsiederei, zu welcher übrigens auch Mohrrüben allein oder vermischt mit Runkelrüben, und in guten Obstjahren Äpfel verwendet werden, am meisten mit der Landwirthschaft verbunden. Neben vielen gewerblichen für den Verkauf arbeitenden Krautsiedereien gibt es auch mehrere andere, in welchen theils für die eigene, theils gegen Entgelt für andere Haushaltungen gearbeitet wird.

In der Umgegend von Büderich hat man sich bereits seit längerer Zeit vorzugsweise auf den Anbau von Weißkohl gelegt; namentlich wird derselbe von kleinen Leuten betrieben. Auf dem Morgen wachsen circa 6000 Köpfe oder 120 Centner, welche zu 20 Sgr. verkauft und zu Schiffe, mit Fuhren und mit der Eisenbahn, namentlich in die Ruhrgegend und in das Bergische ausgeführt werden.

Unter den Kleearten wird am häufigsten und im bedeutenden Umfange der rothe Klee angebaut. Früh im Jahre gesäet, gibt er im Herbst einen und im nächsten Sommer zwei, auch drei Schnitte. Häufig bleibt der zweite Schnitt zum Kleesaamen stehen, welcher nach England, Westphalen etc. ausgeführt wird. Nächst dem rothen Klee findet sich ziemlich häufig der weiße Klee, seltener Luzerner, welche hier nur 3–6 Jahre ausdauert. Andere Kleearten sind noch seltener, unter diesen verhältnißmäßig am häufigsten der s. g. Incarnatklee.

Unter den Ölpflanzen wird vorzugsweise der Raps gebaut. Der Flachsbau ist unbedeutend, obwohl im nördlichen Theile des Kreises, häufiger, als im südlichen. Hanf wird gar nicht gezogen.

Der Tabaksbau, hauptsächlich von kleinen Leuten im nördlichen Theile des Kreises betrieben, hat in der letzten Zeit abgenommen und beschränkt sich auf wenige Morgen. Im Jahre 1859 waren 105, 1860 73 und 1861 nur noch 34 Morgen mit Tabak bepflanzt.