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Hopfen wird zum eigenen Gebrauch in höchst geringem Umfange gebaut.

Obwohl man sich bei der Bewirthschaftung des Ackerlandes an eine bestimmte Fruchtfolge nicht bindet, so beobachtet man doch überall gewisse, durch die Erfahrung bewährte Regeln, von welchen man nicht leicht abgeht. Je nach den Bodenarten und den einzelnen Theilen des Kreises ist die ortsübliche Fruchtfolge eine verschiedene, daneben durch wirthschaftliche Verhältnisse und persönliche Neigungen vielfach modificirt. Als Hauptgrundzüge dürften folgende anzusehen sein: alle 7–8 Jahre wird Klee gebaut; Halmfruchtbau herrscht vor, insbesondere wird häufig Waizen, Roggen und Hafer gezogen; Halmfrüchte wechseln mit Hack- und Ölfrüchten in angemessener Weise ab; Brache bleibt nur zu Raps und zu Brachrüben liegen. Beispiele von Fruchtfolgen sind: Brache, Raps, Waizen, Roggen, Klee, Hafer, Rüben oder Kartoffeln, Waizen; oder Klee, Hafer, Waizen, Buchwaizen, Waizen, Hafer, Kartoffeln, Roggen; oder auf leichterem Boden: Klee, Roggen, Hafer, Kartoffeln, Roggen, Buchwaizen, Hafer; ferner Brache, Raps, Waizen, Roggen, Hafer, oder: Waizen, Roggen, Klee, Waizen, Hafer, Kartoffeln etc. etc. Bei der Unbestimmtheit und Verschiedenheit der Fruchtfolge ist es unmöglich, ohne spezielle Aufnahme zu schätzen, welcher Procentsatz der Ackerfläche zu jeder einzelnen Frucht verwendet wird. Man pflegt zwar in statistischen Veröffentlichungen mit dergleichen Zahlen sehr freigebig zu sein: sie können aber nur da mit einiger Zuverlässigkeit gegeben werden, wo entweder eine feste[ER 1] Fruchtfolge besteht oder eine Aufnahme von Ort zu Ort stattgefunden hat; andernfalls sind sie werthlos.

Wie die Fruchtfolge eine verschiedene ist, so herrschen auch bezüglich der Düngung verschiedene Gebräuche. Es wird theils seltener und stärker, theils häufiger und schwächer gedüngt. Eine volle Düngung wird zu 120–150 Centnern auf den Morgen gerechnet und alle drei bis fünf Jahre aufgebracht. Gedüngt wird zu Raps, Waizen, Kartoffeln, Runkelrüben, oft auch zu Gerste, Hafer und Roggen, wenn Klee eingesäet wird. Die Einrichtung der Düngstätten läßt zwar noch manches zu wünschen übrig; doch wird ein großer Theil des Düngers durch Unterpflügen im Herbste, so lange es die Witterung gestattet, oder indem man ihn auf das zu düngende Grundstück in Haufen auffährt und stark mit Erde versetzt, vor dem Verderben bewahrt. Jauchenbehälter sind bei den meisten Wirthschaften von mittlerem Umfange vorhanden. Neben dem gewöhnlichen Viehdünger wird auch Guano mit etwa 90 Pfund pro Morgen, namentlich zu Buchwaizen, Roggen und Flachs verwendet. Der landwirthschaftliche Verein hat sich ein Verdienst dadurch erworben, daß er sowohl die Beschaffung von Guano für die Rechnung seiner Mitglieder in die Hand nimmt, als auf seinen Versuchsstationen dieses und andere Düngmittel analysiren läßt. Der Verbrauch von Knochenmehl ist noch gering, nimmt jedoch, nachdem einige Knochenmehl-Fabriken in Betrieb gesetzt worden sind, zu. Das Kälken dagegen findet in bedeutendem Umfange statt und ist eine Hauptursache des Gedeihens des Klee’s. Auf den Morgen werden 16–20 Scheffel Kalk aufgebracht. Zur Weißkohldüngung werden Hornspähne benutzt.

Verbesserungen der Ackerländereien durch Mergelung sind selten. In nicht zu großer Tiefe unter der Oberfläche giebt es nur einige unbedeutende Mergellager im Kreise. Man benutzt dieselben, indem man in längeren Zwischenräumen, etwa alle 25 Jahre 250 Centner Mergel auf den Morgen bringt. Drainagen finden ebenfalls fast gar nicht statt; theils nämlich mangelt das Bedürfniß, weil der Untergrund wenn auch kalt, doch in der Regel durchlassend ist, theils fehlt es auch wohl an dem nöthigen Unternehmungsgeiste. Eine Tiefkultur findet – jedoch nur in geringem Umfange – in der Art statt, daß die durch den Pflug blosgelegte, höchstens 10 Zoll tiefe Furche mit dem Spaten ausgehoben und der Untergrund auf die gepflügte Krume gesetzt wird. Untergrundpflüge sind selten.

Die Ackergeräthe sind die altherkömmlichen; nur an dem hier sehr verbreiteten Hundspflug hat man eine Verbesserung angebracht, die ihn den guten Wendepflugarten näher stellt, ohne ihn seiner eigenthümlichen Vorzüge zu berauben. Die Anwendung von Göpeldreschmaschinen, welche theils von dem Eigenthümer allein, theils auch gegen Entgelt von anderen benutzt werden, hat bedeutend zugenommen. Drillmaschinen sind selten, jedoch ist das Rapsdrillen in starker Zunahme begriffen; Mähmaschinen sind wohl versucht worden, werden aber nicht angewendet. Das Mähen des Getreides geschieht mit der Hausichel.

Auf den Austausch und die sorgfältige Reinigung des Saatkorns wird großer Werth gelegt; namentlich beim Waizen, den man hierdurch und durch Beizen mit Kupfervitriol vor dem Brand zu schützen sucht. Andere Getreidearten leiden weniger durch diese Krankheit.

Soll der durchschnittliche Ertrag der einzelnen Fruchtgattungen angegeben werden, so befindet man sich in einiger Verlegenheit, da nur in wenigen Wirtschaften des Kreises hierüber Buch geführt wird, Angaben aber, welche nicht auf strenger Buchung beruhen, nur geringen Werth haben. Von einem dieser Güter, welches zu den größten gehört und die verschiedensten Bodenklassen enthält, sind uns folgende

Errata

  1. Statt este lies feste. Siehe Seite 156.