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aber auf dem ersteren abgesetzt. Die im hiesigen Kreise für Rindvieh bestimmten Märkte sind dagegen von durchaus keiner Bedeutung. Erst im Jahre 1862 ist ein neuer monatlich abzuhaltender Markt in Caldenhausen konzessionirt worden, welcher frequent zu werden verspricht.

Von der Mastung auf den Rheinweiden und einigen wenigen Mastställen abgesehen, wird bei der Rindviehhaltung hauptsächlich die Produktion von Milch, Butter und Käse bezweckt. Der jährliche Milchertrag einer Kuh mag 2400–2800 Quart betragen, beim Weidevieh 10–20% mehr. Mehrere Wirthschaften setzen ihre Milch täglich nach Krefeld, Ruhrort, Duisburg, Wesel für 10–14 Pfennige das Quart ab. Von weit größerer Bedeutung aber ist die Ausfuhr der Butter. Sie wird theils auf den Wochenmärkten des Kreises, theils im Umherziehen von etwa 70 Händlern aufgekauft und in die benachbarten Industriegegenden ausgeführt. Sie kostet 6–9 Sgr. das Pfund. Von der fetten Milch der Weidekühe wird Käse nach holländischer Art bereitet; der Centner kostet 8–10 Thaler.

Ein Theil des Rindviehes wird im Kreise selbst gezüchtet; der andere Theil aus benachbarten Kreisen und aus Holland eingeführt. Bei dem lebhaften Verkehr mit Vieh ist es bisher nicht möglich gewesen, die Lungenseuche aus dem Kreise ganz fern zu halten. Dieselbe ist auch in den letzten drei Jahren hin und wieder, jedoch nur in mäßigem Umfange aufgetreten; die vorschriftsmäßig ausgeführten polizeilichen Absperrungsmaßregeln haben ihrer weiteren Verbreitung Schranken gesetzt. Auch einzelne Fälle von Klauenseuche sind vorgekommen.

Wie die folgende Übersicht nachweist, gibt es im hiesigen Kreise 27 Rindviehversicherungs-Gesellschaften, deren Mitglieder vorzugsweise kleinere Ackersleute sind. Das Versicherungskapital hat nur in wenigen Fällen angegeben werden können.

Bürgermeisterei Zahl der Rindvieh-
versicherungs-
gesellschaften
Zahl der
versicherten
Stück Rindvieh
Versiche-
rungs-
kapital
Thlr.
Moers Stadt
1   98
Orsoy
2 148
Rheinberg
1 270 11000
Baerl
1 594
Büderich
2 373 19317
Capellen
1 286
Emmerich
2 509
Friemersheim
3 528
Hörstgen
1 236
Homberg
2 340
Marienbaum
2   91
Moers Land
2 321
Neukirchen
1 487 18620
Repelen
2 1164
Vierquartieren
1 179
Vluyn
1 455 19044
Wardt
2 160
Summa
27 6239




Von den angegebenen Gesellschaften beschränken einige ihre Wirksamkeit auf diejenigen Gemeinden, in welchen sie ihren Sitz haben, andere versichern auch Vieh aus benachbarten Gemeinden. Die Versicherung ist eine gegenseitige; überall ist ein Maximum der Versicherungssumme festgestellt. Die meisten Gesellschaften erheben erst dann Beiträge, wenn ein Schaden zu decken ist, einige dagegen lassen ihre Mitglieder einen kleinen feststehenden Beitrag entrichten, der aber im Falle des Bedürfnisses erhöht wird.

Bei auswärtigen Gesellschaften wird nur wenig versichert. Die Berliner und die Potsdamer Viehversicherungsgesellschaft hatten Ende 1861 57 Stück Rindvieh mit einem Capital von 2966 Thaler gegen eine jährliche Prämie von 114 Thlr. 26 Sgr., die Viehversicherungsbank für Deutschland hatte 13 Stück Rindvieh versichert.


c. Schafe, Schweine und Ziegenvieh.

Die Zahl der Schafe, auf deren Eintheilung in ganz veredelte, halbveredelte und unveredelte hier kein großer Werth gelegt werden darf, hat von 1843–58 um 1622 Stück ab-, von da bis 1861 aber wieder um 1438 Stück zugenommen. Ein Schaf producirt jährlich etwa 3–31/2 Pfund Wolle, deren Preis pro Centner 40–50 Thlr beträgt; sie gehört also nicht zu den besseren Sorten. Der Gesammtertrag der Wolle im Kreise wird sich nach Vorstehendem jährlich auf etwa 10–12000 Thaler belaufen. Die Schafzucht, welche übrigens hier wie überhaupt in der Rheinprovinz zu Gunsten der Rindvieh- und Schweinezucht in den Hintergrund tritt, hat sich in neuerer Zeit etwas aufgenommen. Der landwirthschaftliche