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Die Bienen- und die Seidenzucht fehlen zwar nicht ganz in unserem Kreise, sind aber, namentlich die letztere, von nur geringem Belang.

Indem wir uns zur Forstwirthschaft wenden, theilen wir zunächst den Bestand der Staatswaldungen des hiesigen Kreises mit.

Dieselben gehören zur Oberförsterei Xanten, welche auch in den Kreis Cleve hineingreift, im Ganzen etwa 13000 Morgen und im hiesigen Kreise folgende Grundstücke umfaßt:

Forstdistrikt Größe
Morgen Ruthen
Baerlerhees
1537 23
Littard
524 33
Vluynbusch
620 106
Veenbusch
884 35
Hochbusch
Mönchschall
Niederkamp
Leucht
2888 137
Hett
Beginnendam
120 54
Latzenbusch
222 90
Xantenerhees
1057 16
Balberg
1242 5
Werricherwardt
30 90
Summa
9163 149

Communalwaldungen giebt es nicht; die Gesammtgröße der in viele kleine Complexe zersplitterten Privatwaldungen ist dagegen nicht unbedeutend und dürfte vielleicht 15000 Morgen betragen; genauer ist dieselbe nicht anzugeben, da seit Aufnahme des Katasters viele Umwandlungen von Waldungen in Ackerland stattgefunden haben, der Umfang dieser Veränderungen aber nicht näher bekannt ist.

Der Betrieb der Forstwirthschaft richtet sich mehr auf die Erziehung von Bau- und anderen Nutzhölzern, als auf diejenige von Brennholz, weil fast überall die hier sehr billige Ruhrsteinkohle gebrannt wird. In den Forsten unseres Kreises finden sich sowohl Hoch- als Mittel- und Niederwaldungen; die letzteren liefern hauptsächlich Lohrinde und leichtes Brennholz, und werden im Umtriebe von 15–20 Jahren bewirthschaftet. Hochstämmige Bäume werden von Jahr zu Jahr seltener, indem die Privaten die Eichenbauhölzer wegen ihrer hohen Preise verwerthen, und nachher den Grund und Boden als Ackerland benutzen; doch finden sich sowohl in den Königlichen Forsten, als in einigen Privatwaldungen, namentlich in der Bürgermeisterei Labbeck, noch schöne Eichenbestände. Die Umtriebszeit der Eichenhochwaldungen ist sehr verschieden; sie wechselt zwischen 80–240 Jahren. Unter den Nadelhölzern ist die Kiefer am verbreitetsten, weil sie rasch wächst, einen baldigen Ertrag liefert und sich mit sehr geringem Boden begnügt. Die Umtriebszeit wechselt zwischen 30 und 80 Jahren. Viele Besitzer von jungen Nadelholzbeständen lassen solche frühzeitig lichten und die Seitenäste abnehmen, worin die Ursache des geringen Hohenwuchses und des sehr ästigen Holzes zu finden ist. Außer den genannten Holzarten giebt es in geringerer Menge noch Erlen, Espen, Birken, Weiden, Fichten, Lärchen, Eschen, Ahorne, Ulmen und Weißbuchen.

In den Staatsforsten finden sich etwa 3% Eichen,- 3% Buchen,- 46% Nadelholz-Hochwaldungen, ferner 42% gemischte Laubholzstände, 2% Blößen, endlich 4% Ländereien, Wege und Unland.

Von den Privatwaldungen mangelt eine den ganzen Kreis umfassende ähnliche Übersicht. Bei der Grundsteuerveranlagung hat sich ergeben, daß dieselben in den Bürgermeistereien Marienbaum, Xanten, Vierquartieren, Rheurdt und Schaephuysen etwa 5% Eichenhochwaldungen, 33% gemischte Laubholzbestande, Eichenschälwaldungen eingeschlossen, und 60% Nadelholzhochwaldungen enthalten.

Die zum Abtriebe kommenden Bestände werden in der Regel öffentlich meistbietend verkauft, und zwar theils aufgearbeitet, theils auf dem Stamme. Bei den Licitationen des Jahres 1861 wurden in den Königlichen Waldungen folgende Preise erzielt (siehe Seite 81).

Beschädigungen der Waldungen durch Brand und Insektenfraß sind in den letzten Jahren nur in unbedeutendem Grade vorgekommen; dagegen richteten die Orkane vom 27. Februar und 27. Mai 1860 bedeutenden Schaden an.

Neben den eigentlichen Forsten gibt es in der Nähe des Rheinufers sogenannte Weidenheeger, welche in folgender Weise entstanden sind. Das dem Rheinstrom durch Coupirungen, Kribbanlagen etc. abgewonnene Territorium in älteren, verlassenen Betten, imgleichen die bis zur Stromlinie sich erstreckenden Kiesbänke im gegenwärtigen Bette werden, wenn sich in oder auf letzteren nicht durch Anschwimmen von Saamen Werftweiden von selbst einfinden, künstlich mit denselben in Bestand gebracht. Der Zweck der Anpflanzung geht zunächst dahin, den Flächen schon jetzt eine Rente abzugewinnen, dann aber möglichst