Seite:Statistische Darstellung des Kreises Moers.pdf/96

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nicht übersteigt. Der Cubikfuß kostet hiernach 8 Sgr. Das bessere Reifstockmaterial wird von inländischen Faßbindern vollständig ausgearbeitet wieder zum Verkauf gebracht und namentlich von Holländern zum Export nach Ostindien aufgekauft. Die Anpflanzung von Weidenheegern kostet, das Material eingerechnet, 16–18 Thlr. pro Morgen.

Von Feuer und Insekten haben die Heeger nichts zu leiden, destomehr aber von Eis. So wurde durch den Eisgang des Jahres 1861 die Hälfte des sämmtlichen zweijährigen Holzes total zerbrochen und unter Schlamm gesetzt.

Der Zustand der Jagden unseres Kreises könnte besser sein, wenn nicht die Jagdbezirke zu klein wären und die Wohnungen zu zerstreut lägen, wodurch die Wilddieberei und insbesondere das Fangen des Wildes in Schlingen außerordentlich erleichtert wird. Es gibt daher nur in einigen Königlichen Waldungen etliche wenige Rehe, wogegen Hasen, Kaninchen und Rebhühner häufiger sind. Außerdem finden sich Wachteln, Holz- und Wasserschnepfen, Enten, kleine Brachhühner, Krametsvögel, ferner Füchse, Iltisse, Stein- und Baummarder. – Wegen der geringen Zahl größerer Güter gibt es im Kreise, die Staatsforsten abgerechnet, nur 34 Privatjagden im Umfange von etwa 16000 Morgen, dagegen 133 gemeinschaftliche Jagdbezirke, welche etwa 180000 Morgen umfassen und einen Pachtertrag von 5653 Thalern liefern. Im Durchschnitt hat demnach jeder gemeinschaftliche Jagdbezirk eine Größe von circa 1350 Morgen, und jeder Morgen bringt durchschnittlich beinahe einen Silbergroschen auf. Im einzelnen betrachtet sind die Pachterträge sehr verschieden; am höchsten sind sie im südlichsten Theile des Kreises wegen der Nähe der Städte Duisburg, Uerdingen und Crefeld: in Friemersheim z. B. beträgt der Pachtpreis 2 Sgr. 10 Pfg. pro Morgen. Die gemeinschaftlichen Jagdbezirke sind in der Mehrzahl öffentlich, und nur einige wenige unter der Hand verpachtet. Am besten mit kleinem Wild bestanden sind die Bezirke in der Rheinniederung. Die Zahl der Jäger hat sich seit 1848 bedeutend vermehrt und scheint sich noch fortwährend zu steigern. In den Jahren

1859 wurden 547
1860      " 561
1861      " 578

entgeltliche, sowie7–8 unentgeltliche Jagdscheine, letztere für Königliche Forstbeamte, ausgefertigt.

Die Fischerei auf den Binnengewässern des Kreises ist von keinem Belang, zumal viele derselben in trockenen Jahren, wie z. B. 1858 fast gänzlich versiegen. Die Rheinfischerei, welche vom Fiskus verpachtet ist, liefert dagegen Salme, Hechte, Aale, Schleien, Barsche, Maifische etc. Die letzteren werden im Frühjahr, wenn sie um zu laichen aus der See rheinaufwärts ziehen, in großen Mengen gefangen, haben aber nur geringen Werth. Die Salme sind bei weitem nicht mehr so häufig, als früher; hier gefangen sind sie besonders schmackhaft weil nicht so fett, wie weiter unterhalb, und doch nicht abgemagert, wie oberhalb.


XII. Bergbau, Fabrikindustrie und Handwerk.

Auf dem Gebiete des Bergbaues ist für jetzt nur weniges zu berichten, obwohl Aussicht vorhanden ist, daß dies in der Folge sich ändern werde. Im Jahre 1851 nämlich wurden von dem geheimen Commerzienrath Franz Haniel zu Ruhrort die ersten Bohrversuche auf Steinkohlen zur Auffindung der westlichen Fortsetzung des westphälischen Steinkohlen-Gebirges auf dem linken Rheinufer unternommen, und gelang es ihm, im Mai 1854 mit einem auf seinem Gute bei Homberg niedergebrachten Bohrloche in 556 Fuß Teufe ein 36 Zoll mächtiges Fettkohlenflötz zu erbohren. Sein Unternehmen rief in größerer und geringerer Entfernung von den Haniel’schen Bohrlöchern eifrige Bohrarbeiten anderer Personen hervor, welche nur theilweise zu bauwürdigen Funden gelangten, indeß er selbst mit wechselndem Erfolge seine Versuche fortsetzte. So erschloß er bei Werthausen auf der s. g. Werthauser Ward in unmittelbarer Nähe des Rheines bei einer Bohrlochsteufe von 263 Fuß im Juni 1855 ein 12 Zoll mächtiges und im September 1855 ebendaselbst bei einer Bohrlochsteufe von 351 Fuß ein 113/4 Zoll mächtiges Steinkohlenflötz. Ein anderer Fund wurde von einer durch den Rittergutsbesitzer von Rath zu Lauersfort vertretenen Gesellschaft zu Fünderich in der unmittelbaren Nähe der Cöln-Nymweger Staatsstraße gemacht, indem daselbst am Ende des Jahres 1855 bei 563 Fuß Teufe ein 19 Zoll mächtiges Fettkohlenflötz und bei 590 Fuß Teufe ein zweites Kohlenflötz erbohrt wurde. Dieselbe Gesellschaft hatte ihrer Angabe nach bereits im Jahre 1854 durch ein auf dem Gute Lauersfort niedergebrachtes Bohrloch bei 770 Fuß Teufe ein 14 Zoll mächtiges Steinkohlenflötz erbohrt, dessen Vorhandensein aber amtlich nicht constatirt worden ist. Das letztere Bohrloch ist noch bis zum 1115 Fuß Teufe niedergebracht worden, ohne daß ein weiterer