Seite:Steig Wetzel Berliner Abendblaetter.djvu/6

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Die „Abendblätter“ drangen gleich von Anfang an nach Dresden durch und erweckten dort Widerhall; Kleist konnte z. B. im 33. Blatt vom 7. November 1810 eine auf das 15. Blatt Bezug nehmende Dresdener Zuschrift vom 25. Oktober (gezeichnet Gr. v. S) veröffentlichen. Die „Abendblätter“ kamen natürlich auch Wetzel zur Kenntnis, der damals gerade wieder (Schultz S. 219) ganz in der Tagesschriftstellerei steckte und nach einem Versuch am „Nürnberger Korrespondenten“ schließlich zum „Fränkischen Merkur“ zu Bamberg in dauernde Beziehungen getreten war. In welcher Wechselwirkung aber der „Nürnberger Korrespondent“ und die „Abendblätter“ zueinander standen, habe ich in „Kleists Berliner Kämpfen“ dargelegt. Ich nehme nun an, daß Wetzel aus alter Gemeinschaft seine Satire „Rhinoceros“ an Kleist oder Müller schickte und ihnen eine Anzahl Epigramme dazulegte, die Kleist zur Füllung von Lücken recht willkommen sein mußten. Die Satire „Rhinoceros“ war ohne Verfassernamen erschienen, und wenn Brentano seinen Bücherfreunden Grimm gleich „Wetzel aus Dresden“ als Autor nennen konnte, so scheint das nicht aus seinem eigenen Wissen, sondern aus dem Kleists oder Müllers entflossen zu sein.

Berlin. Reinhold Steig.     
Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Friedrich Gottlob Wetzel als Beiträger zu Heinrich von Kleists „Berliner Abendblättern“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Georg Westermann, Braunschweig 1911, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Wetzel_Berliner_Abendblaetter.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)