Seite:Strauch - Pfalzgräfin Mechthild 007.jpg

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hat seine Mörin 23) Mechthild und ihrem Bruder Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz, der der Litteratur ein gleiches Interesse entgegenbrachte und Dichter und Gelehrte an seinen Hof zog, »zu Dienst gemacht«. Das Gedicht wurde 1512 zu Strassburg mit Holzschnitten und seitdem öfter gedruckt 24) und blieb auch in den folgenden Jahrhunderten unvergessen 25). Die im 16. Jahrhundert verfasste Zimmerische Chronik 26) war sogar des wenn auch irrigen Glaubens, dass Hermann von Sachsenheim in der Schilderung des Venusberges den freigebigen und gastlichen Hof der Erzherzogin zu Rottenburg habe darstellen wollen.

     Für die Culturgeschichte sind Hermanns Dichtungen eine nicht zu unterschätzende Fundgrube und es muss dies entschädigen für ihren geringen poetischen Wert. Hermann war ein studirter Mann und verfügte über ein mannigfaltiges, wenn auch nicht tief gehendes Wissen; er zeigt sich theologisch, philosophisch, medizinisch, physikalisch, ganz besonders aber juristisch gebildet, welch letzteres uns bei einem zeitweiligen Stuttgarter Lehensrichter nicht Wunder nehmen wird 27). Eben derselbe Gelehrte ist nun aber andererseits auch seines ritterlichen Standes sich vollauf bewusst und interessirt sich warm für Turnierwesen und Wappenkunde. Wie er als Gelehrter sich durch Lectüre zu bilden suchte, so scheint er als Ritter durch ausgedehnte Reisen sich Erfahrung, insbesondere geographische Kenntnisse gesammelt zu haben. In der eigenen Heimat wusste er gut Bescheid und die Vaterlandsliebe findet des öfteren bei ihm Ausdruck. Das würtembergische Grafenhaus 28), das gerade jetzt durch Frauen besonders geadelt werde, preist er in warmen Worten und meint, wenn es auch nicht Fürsten Namen trage, so komme es ihnen doch gleich an Besitz und