Seite:Strauch - Pfalzgräfin Mechthild 010.jpg

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seinen Lebzeiten 17 bereits ausgestorben, in 42 Jahren 410 seiner Bekannten dahingegangen; diese traurige Thatsache veranlasst unsern biedern Ritter, eine längere Betrachtung über die Vergänglichkeit des Lebens anzustellen 36). Hierauf entschuldigt sich Püterich wegen seines geringen dichterischen Könnens und bittet Mechthild, von der ihm Margarets von Parsberg Briefe gezeigt hatte, seinen Brief entweder selbst durchzusehen — »ich hoffe dieser Kunst Euch Meister«, schreibt er — oder ihn von Wierich von Stein und Hans von Helmstadt, zwei hervorragenden Dichtern in ihrer Umgebung 37), verbessern zu lassen. Aber so viel dichterisches Selbstbewusstsein besass unser Ritter doch, dass er gleichzeitig der so hoch von ihm verehrten Frau einige zum Theil lyrische Erzeugnisse seiner Muse — vier Lieder und drei »Reden«, d. h. Erzählungen in poetischer Form —, die freilich schon vor 30 Jahren entstanden waren, zu übersenden sich erlaubte, in der Hoffnung, auf der nächsten Fastnacht Mechthild seine Amie nennen zu dürfen, letzteres natürlich nur eine scherzhafte Höflichkeitsformel. Und er versäumt auch nicht, dieser geistigen Gabe eine andere in einem Paar Schuhe bestehende hinzuzufügen. Margareta von Parsberg hatte ihm nämlich die kleinen, wolgestalten Füsse der Fürstin gerühmt; »dessen«, schreibt er nun, war ich eingedenk zu Rom in wälschen Reichen«.

     Damit ist eigentlich die Epistel zu Ende; es folgen aber noch zwei Nachschriften und diesen allein verdankt Püterichs Ehrenbrief seine Bedeutung für die Litteraturgeschichte.

     Nachdem sich Püterich von der Frau von Parsberg verabschiedet hatte, fand er daheim ein Schreiben des Herzogs Otto von Baiern, Mechthilds Vetter 38), vor, in dem dieser ihn um Uebersendung des Gedichtes vom Ritter mit dem