Seite:Strauch - Pfalzgräfin Mechthild 020.jpg

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Ausländer wirken! Indem Nicolaus des Felix Hemmerlin Abhandlung gegen die Bettelmönche 90) und Poggio’s Bericht über den Märtyrertod des Hieronymus von Prag 91), letzteren für Eberhard von Würtemberg, verdeutschte, hat er sich in die Reihe der Vorkämpfer der Reformation gestellt; dadurch, dass er des Aeneas Silvius Tractat 92) über Fürstenerziehung und den Wert und Nutzen der classischen Studien für die drei Söhne Karls von Baden übersetzte, einer höheren Bildungsfähigkeit das Wort geredet und endlich durch übrigens nicht kritiklose Wiedergabe eines Kapitels aus Hemmerlins Albrecht VI. von Oesterreich gewidmeten Schrift 93) über den Adel das Humanitätsideal des 18. Jahrhunderts vorbereiten helfen. Während er einem Karl von Baden von der echten Bildung begeistert redete, die mehr wert sei als alle weltliche Ehre, entrollte er vor Eberhard von Würtemberg, dem er bei dieser Gelegenheit ein feinsinniges Lob 94) spendete, ein Bild des wahren Adels, der in der Tugend des Gemüthes liege, nicht aber in der Geburt.

     Welche Stellung aber nahm Nicolaus von Wyle zu Mechthild ein? Er hat in ihrem Auftrage vier humanistische Schriften verdeutscht und uns in seinen Widmungsbriefen Aufschluss über seine Beziehungen zu jener Fürstin gegeben. Nicolaus lernte sie während seines Esslinger Aufenthaltes im Jahre 1460 oder 1461 persönlich kennen. Was er früher durch Schilderungen Anderer geglaubt, das wolle er jetzt, schreibt er, nachdem er sie selbst gesehen, laut aller Welt verkünden. Er nennt Mechthild eine Ehre und besondere Zier der würtembergischen Lande, durch Vernunft und Weisheit, Liebe zur Kunst und feine Sitte sei sie den berühmten Frauen des Alterthums vergleichbar. Ihr guter Ruf sei weder durch Lob zu mehren