Seite:Strauch - Pfalzgräfin Mechthild 024.jpg

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so weit, dass sie eine Tochter desselben, die spätere Gemahlin des Jörg Rat 108), Mechthilds Kämmerer, an ihrem Hofe 109) in einer Weise erzog, dass Nicolaus sagen konnte, er würde nicht wünschen, sein Kind hätte dieselbe Zeit in einem Kloster reformirter Schwestern von der Observanz zugebracht.

     Am interessantesten und ehrendsten aber für die Herzens und Verstandesbildung der Fürstin mochte folgender Bericht sein, den uns Nicolaus in seinem selbstverfassten »Lob der Frauen« 110) (1474) aufgezeichnet hat. Er nennt dort, nachdem er die bedeutendsten Frauen des Alterthums aufgezählt, auch diejenigen, die der Jetztzeit durch ihren Kunstsinn, Geist und Tugend zu besonderer Zierde gereichten. Er preist verschiedene ausländische Fürstinnen, wendet sich dann nach Deutschland, um die Kaiserin Leonore und Katharina von Baden zu rühmen und schliesst mit einem Lob auf Schwabens Fürstinnen, Mechthild und die Gemahlinnen Ulrichs und Eberhards des Jüngeren von Würtemberg. Hören wir Nicolaus selbst, wie er über Mechthild urtheilt 111): »Ich wende mich nun in das Innere von Deutschland und übergehe viele Fürstinnen, die vielleicht nicht minder lobenswert, aber mir unbekannt sind, und komme nach Schwaben; da wohnt eine Fürstin Frau Mechthild mit Namen, eine grosse Liebhaberin aller Künste, deren guter Ruf in Weisheit, Tugend und Humanität so gross ist, dass er durch Lob nicht zu mehren, durch Tadel nicht zu mindern wäre. Aber eine Geschichte kann ich doch nicht mit Schweigen übergehen, die mir einst im Beisein einiger Adligen von Ihrer Gnaden begegnet ist. Sie fragte mich, ob ich ihr noch nicht das Buch des Seneca Von den Sitten verdeutscht hätte, welches ich oft vor ihr gerühmt. Ich antwortete: nein, und gab als Ursache an,