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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

Vermutung nicht stimmt, ist sie glaubhaft. M darf hierin, in der Festlegung des Sitzes des Gattenmörders und somit des Ortes der Untat, als Dolmetsch einer echten, der Wirklichkeit entsprechenden Ueberlieferung gelten. Der Mord hat sich auf der Heubelsburg zugetragen.

Ueber die Gedächtniskapelle im Wald, die schon zu des Marschalks Zeiten gänzlich vergangen war, wenn ich seine Worte recht verstehe („iam pridem fuit capella“, was Zeiller S. 569 allerdings anders auffaßt, indem er, gewiß nach Ursberger Konzept, übersetzt: „Darbey [nämlich beim Krumbad!] im Wald längst ein Capell zur Gedächtniß dieser Geschicht erbauet worden“), kann ich nur sagen, daß M sie ebenfalls nicht im Krumbad sucht oder mit der dortigen Badkapelle gleichsetzen will; denn diese lag zu seiner Zeit weder „im Wald“ noch in Trümmern. An der Tatsache selbst, dem einstigen Vorhandensein einer Sühnekapelle, die vermutlich nahe beim Tatort stand, ist kaum zu zweifeln; jedenfalls stimmt das Zeugnis trefflich zu mittelalterlichen Gepflogenheiten.

Es bleibt noch übrig, den auch wieder nur von M behaupteten Zusammenhang zwischen Mord und Heilquell kritisch zu beleuchten. Da dieser Zug jedoch meines Erachtens von der Volkssage dem Marschalk dargeboten wurde und aus ihr in seine Aufzeichnung überging, so steht und fällt er mit der Echtheit der Volkssage hierüber und ist also endgültig erst im zweiten Teil zur Entscheidung zu bringen. Hier jedoch haben wir uns vorläufig Rechenschaft zu geben darüber, welches kritische Ergebnis die beiden ältesten Aufzeichnungen, für sich befragt über diesen Punkt, zu liefern vermögen.

Da müssen denn mit Nachdruck folgende drei, zum Teil schon gelegentlich gestreifte Erwägungen betont werden:

1. Nur M, nicht auch R, spricht überhaupt vom Heilquell und seinem Zusammenhang Adelheid, und auch M hat allem Anscheine nach seine Kenntnis davon nicht aus der Familienüberlieferung geschöpft, sondern durch nachforschende Umfrage gewonnen, da er im zweiten, das Ergebnis seiner Nachforschungen enthaltenden Teil seines Berichts (vgl. oben S. 476) davon spricht.

2. Daß R darüber schweigt, hat seinen Grund darin, daß die Rotsche Familienüberlieferung, die allein er kennt und wiedergibt, nichts davon wußte und nie diesen Zug enthalten hat. R hätte sich sonst das wunderbare Auftauchen des Quells, dieses

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)