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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

Ueberlieferung. Und zu diesem Ergebnis hat uns im Grund genommen wieder die Quellenanalyse geführt. Geschöpft hat das Volk die Vorstellung vom örtlich-ursächlichen Zusammenhang zwischen Mordbrand und Heilbrunn nicht aus der Erinnerung an einen wirklichen Zusammenhang, sondern aus weit verbreiteten mythischen Gedankengängen, anknüpfend an die sinnfälligen und wohltätigen Quellen, an mythische Gestalten und Sagenreste am Ort und etwa auch an irreführende und mißdeutete Namen.

Aber wertvoll ist uns gerade dieser unhaltbare Zug der volksmäßigen Ausgestaltung der Begebenheit deshalb, weil er uns ermöglicht, die Entstehung der Volkssage über Adelheid einigermaßen zeitlich festzulegen. R weiß 1518 noch nichts von einem Zusammenhang des Heilquells mit der Untat; M hat um dieselbe Zeit schon davon gehört. Und er ist der früheste Zeuge für den Volksglauben an einen solchen Zusammenhang, nur daß er, der die Untat doch in Heubelsburg vor sich gehen läßt, lediglich einen anlaßweisen, nicht einen örtlichen Zusammenhang meldet; beim Volk – wenigstens in der nächsten Umgebung des Krumbads – mag trotzdem schon damals der örtliche Zusammenhang die Anschauung beherrscht haben. Aber noch nicht lang, da immerhin die Gedächtniskapelle vorher verschwunden oder doch ihre Bestimmung in der Krumbader Gegend in Vergessenheit geraten sein mußte. Also wohl im späteren 15. Jh. – einer in Sagen- und Legendenbildung auch sonst merkwürdig fruchtbaren Zeit – wird die Volksphantasie den Mordbrand in Verbindung mit dem Krumbader Heilquell gebracht und die alten mythischen Erinnerungen und was sonst noch dort an passenden Beziehungen gleichsam herrenlos umlief, zu der Adelheidsage zusammengeschweißt haben.

III.

Freilich, alt muß der Heilquell in Krumbad und seine Benützung sein, uralt; sonst hätten sich hier der Volksphantasie keine bodenständigen Reste mythischer Vorstellungen der Heidenzeit darbieten können. Gewiß, es haben sich uns Anzeichen hohen Alters des Brunnens und einer Brunnensage schon bisher ergeben, aber in der Hauptsache mußte mit dem hohen Alter doch wie mit einer Voraussetzung gearbeitet werden. Jetzt gilt es die Voraussetzung als zutreffend zu erhärten durch den

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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)