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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

Nachweis von Spuren, die auf ein hohes Alter des Heilquells führen.

Sehen wir uns da in den Urkunden um, so finden wir unsern Ort als Bad vor 1418 nicht bezeugt. Damals kaufte das Kloster Ursberg vom Ritter Diepold von Aichelberg und seinen Söhnen das „Bad Lechsenried“ mit (dem eine Viertelstunde südlich vom Krumbad gelegenen, seither, längst abgegangenen Weiler) Lechsenried um 1060 Gulden[1]; 1433 lautet der Name: „Bad zu Lächsenried bei Krumbach“, und 1535: „Das Bad zu Lechsenried genannt das Krumbad“ (Urkunden im HStA), wozu bemerkt sei, daß „Lechsenriet“ schon um 1150 durch Schenkung Hiltpolds von Krumbach an Ursberg gelangt, in der Folge aber dem Kloster wieder abhanden gekommen war. Nun freilich dürfen wir bei einem schlichten Volksbad für die bäuerliche Umwohnerschaft, was Krumbad zunächst war und bis ins 16. Jh. hinein verblieb, in den Urkunden frühe Spuren auch gar nicht erwarten. Versteckter sind da die Hinweise, dafür aber bestehen sie in Sitten und Bräuchen, noch dazu gutenteils religiöser Art, und in tief wurzelnden Volksanschauungen, kurz in Erscheinungen, denen vor andern, ob ihres zähen Lebens, die Erfahrung die Herkunft aus grauer Vorzeit zuzuschreiben berechtigt. Und lassen wir sie nur in ihrer Gesamtheit wirken, so machen sie meines Erachtens ein unzerbrechliches Bündel aus.

Da sind zunächst die Kapellen-Heiligen. Die Badkapelle wird 1651 vom Abt von Ursberg als Kapelle der hl. Waltburgis bezeichnet (OA)[2], merkwürdig genug, da Waltburg nach der Weiheurkunde nur Nebenpatronin war. Waltburgistag, der 1. Mai, galt im Volksglauben seit alters als ein besonders wirksamer Badetag. In dem uralten und heute so berühmten Bad Pfäfers z. B. war am 1. Mai große Badekur der Umwohner; man badete die ganze Nacht hindurch (Martin 15). Der „Glaube an die heilende und stärkende Kraft der wiedererwachten Natur“ lag wohl schon ursprünglich dem „Maienbad“, dem Bad am 1. Mai, zugrunde und erhielt die uralte Meinung von der besonderen Bedeutung dieses Tages im Badeleben aufrecht. Waltburg ist ferner an vielen Brunnenorten an die Stelle der Quellgöttin getreten (Weinhold 37), und so deutet auf einen


  1. Die Urkunde ist weder im Original noch in Abschrift erhalten; nur ein Repertorienauszug (Sciagraphia Archivi Urspergensis, um 1745 angelegt, im HStA München, S. 365) gibt davon Kunde.
  2. Ebenso bei C. Khamm, Hierarchie Augustana III (1715), 514.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)