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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

wie sie hier vorliegen in den Patrozinien, in der Hochfeier des Waltburgstages, im Johannisbad, im Wallfahrtscharakter des Ortes und in der religiöser Gesamtweihe des Badewesens, lediglich aus später, ins Mittelalter fallender Uebertragung aus anderen Brunnorten erklären, aus solchen, die ihrerseits in heidnische Zeit zurückreichen. Daran zu denken würde etwa naheliegen, wenn es sich hier um ein Bad im neueren Sinne handelte, um einen Badeort, an dem von weither die Gäste sich einfinden und ihre Beobachtungen an anderen Badeorten austauschen, des Wunsches, das, was sie anderwärts kennen und schätzen gelernt haben, auch am neubesuchten Badeort eingeführt zu sehen. Aber das Krumbad war bis heran an die Neuzeit ein ländliches Volksbad von rein örtlicher Bedeutung, und das schlichte Volk der Umgebung selbst war Träger der Anschauungen, die hier zum Ausdruck gelangten; um bodenständige Dinge also handelt es sich bei jenen Spuren, um Dinge, die im ererbten Glauben und Meinen der Umwohnerschaft ihre Wurzel hatten.

IV.

So einmal aufmerksam geworden auf Spuren hohen Altertums und volksmäßiger Numenverehrung, wird man auch noch andere Erscheinungen am Krumbader Heilquell im gleichen Sinne beachtenswert finden und darin weitere Anhaltshilfen beim Vordringen in die Urzeiten erkennen.

Keinerlei Achtsamkeit hat bisher die Wissenschaft und selbst nicht die Volkskunde, soviel ich sehe, von der Badeliteratur zu schweigen, dem Volksheilbad der mittleren Zeiten zugewendet. Sein Wesen besteht darin, daß es nur von der ländlichen Bevölkerung der Umgebung benutzt wird, also in seinem Kundenkreis gesellschaftlich und örtlich beschränkt ist. Derlei Badeorte gibt es ja heute bei uns kaum mehr, vielleicht da und dort in Alpenländern. Aber gerade diese Erscheinungsform, die des Heilbrunns im Volksgebrauch, war die häufigste im Mittelalter, sicher schon im früheren und bis herab ins späte. Und sie war die ursprünglichste. Selbst unsere Römerbäder – sie näherten sich als solche ihrer Art nach unsern modernen Badeorten –, wie Baden bei Wien, Baden-Baden, Baden in der Schweiz, waren wohl vor der Ankunft der Römer bereits als Bäder der schlichten Landbevölkerung der Umgebung

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)