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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

in Gebrauch und wurden nach dem Zusammenbruch der alten Kultur zumeist auf Jahrhunderte hinaus wieder, was sie gewesen. In ganz anderem Umfang als heute machte im Mittelalter das Volk auch in seinen unteren Schichten (die oberen waren ohnehin vor dem Aufblühen der Städte im 12/13. Jh. sehr dünn) vom Heilbad Gebrauch im Anschluß an die aus grauer Vorzeit vererbte Sitte; erst seit dem 16. Jh. ging wie des einfachen Dorfbads so auch des Heilbads Besuch von seiten der Landbevölkerung ständig zurück, und heute ist nur noch in Tirol und Kärnten und sonst etwa in Alpenländern der Gebrauch von Heilbädern bis in die untersten Stände hinein verbreitet (Noë 205 f., 210).

Seitdem nun im Gefolge der Renaissancekultur der Besuch von Badeorten seitens der oberen Gesellschaftsschichten lebhaft in Schwung kam, stiegen viele alte Volksheilbäder zu Kurorten auf. Daneben blieb aber die Benützung derselben Heilbäder durch die Umwohner noch Jahrhunderte lang bestehen. Zumeist half sich die Badeverwaltung durch Einrichtung eines eigenen „Herrenbades“, neben dem das alte Volksbad zum „gemeinen Bad“ oder „Armenbad“ herabsank. Es wäre weit gefehlt, diese „Armenbäder“ auf wohltätige Stiftungen zurückzuführen und sie sich ähnlich wie die Spitäler unserer Städte entstanden zu denken; und eben so wenig kann davon die Rede sein, daß der Besuch von Heilbädern durch das Landvolk auf Nachahmung städtischer Sitten beruht hätte, als habe nun, nach dem Aufblühen des Badekurwesens seit dem späteren 15. Jh., auch das Landvolk seine Badekur haben wollen. Vielmehr ist das „Armenbad“ der verkümmerte Ueberrest eines ehemaligen Volksheilbades, eines nur vom Volk der Umgebung benutzten Bades und stellt lediglich die zeitgemäß veränderte Form dieser uralten Einrichtung dar, die nicht mit einem Schlag verschwinden wollte. Man trifft es darum denn auch gerade an den ältesten Badeorten, an solchen, die schon für die Römerzeit bezeugt sind, und sonst an vorgeschichtlichen, nicht aber da, wo sich die Entstehung des Bades im hellen Licht der Geschichte vollzog.

Sonach weist das „Armenbad“, wo es sich findet, auf ein hohes Alter des Bades hin. Und nun hatte sein „Armenbad“ auch Krumbad. Vom „Herrenbad“, das sich an die Kapelle anschloß, räumlich getrennt durch Quellen und Teich des Brunnenwassers, erhob sich sein Gebäu weiter unterhalb am Berg, da wo

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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)