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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

Schutzgottheit, die ihr Name als Quellnumen, ihr Früchteattribut als Fruchtbarkeitsgöttin auszuweisen scheint (Drexel 29); daß ihr Kult sich auch über Rätien verbreitete, steht ja fest[1]. Falls dann weiter von den Räten und Kelten die im 5/6. christlichen Jh. eingewanderten Alemannen – auch sie, damals noch Heiden, eifrige Quellenverehrer – den Krumbader Brunnen übernommen haben, so werden sie eine der alemannischen Fruchtbarkeitsgöttinnen hier eingeführt haben; welche aber, darüber gibt uns der Name „Frau Holle“, an den sich mancherorts auf deutschem Boden auch auf schwäbischem („Höllbrunnen“, ein Kinderbrunnen in Inzikofen bei Sigmaringen und in Böhmenkirch, OA Geislingen), der Fruchtbarkeitsglaube knüpft (Weinhold 26), so wenig Aufschluß wie „Frau Percht“, da beide der Ammenmythologie angehören und allzu verwaschen sind, als daß sie sich ernsthafter Untersuchung fügten. –

Und beachtenswert ist endlich auch die Dreizahl der Quellen in Krumbad. Nicht erdichtet, etwas Gegebenes, erscheint sie bedeutsam hervorgehoben, gleichsam mit Weihe umkleidet, durch die Beziehung zu den drei Zündstellen, den Ursachen des Todes der schuldlosen Frau; ein Werk der dichtenden Volksseele, wie wir sahen, die auf solche Weise Reste der Naturmythe mit der sie bewegenden Untat in Zusammenhang brachte, zugleich aber ein Hinweis auf eine sakrale Bedeutung der Dreizahl an dieser Stätte. Gerade schon von sich aus, rein als Naturgegebenheit, scheint die Dreizahl der Quellen den Brandbrunnen zu einem Ausgangspunkt mythischen Glaubens und zu einer Stätte religiöser Verehrung vorausbestimmt und empfohlen zu haben. „Heilige Quellen“ sind es denn auch zumeist, bei denen die Dreizahl in den verschiedensten Formen bedeutsam hervortritt.

An Tre Fontane bei Rom darf erinnert werden, an die Kirche, die ihren Namen der Legende verdankt, wonach drei Quellen hervorbrachen an den Stellen, wo das abgeschlagene Haupt des hl. Paulus dreimal aufschlug. Drei Quellen entsprangen auch beim feierlichen Schwur der drei Männer im Grütli unter ihren Füßen (Runge 111), und drei Brunnen entströmen dem mythenumsponnenen Dreistelz bei Brückenau (Panzer 1, 189). Ortsnamen sodann wie Dreiborn im Rheinland bei Scheiden, Dreibrunnen bei Saarburg in Lothringen künden laut von starkem Eindruck, den die Dreizahl von Quellen auf die germanischen Erstsiedler machte, wohl auch schon auf deren Vorsiedler gemacht hatte. Und wiederum: Drei heilige Jungfrauen,


  1. Weihesteine aus Baumburg BA Traunstein, aus Faimingen BA Dillingen: Fr. Vollmer, Inscriptiones Baivariae Romanae (1915), n. 33, 222.
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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)