Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 127.jpg

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12. Personen ehrliche Vnderhaltung seyn Lebenlang versprochen / allda er auch Anno 1314. in grosser Armuth vnd Verachtung gestorben. Dz nun Wartburg in der Marggraffen Hände kommen war / vernamen / die Eysennacher nicht gerne / zogen derohalben mit deß Keysers Vögten vor Wartburg / vnnd liessen den Hayn davor niderhawen / daß niemand auff / noch ab / kommen konte / vnd schrieben dem Keyser / wie es vmb alle Sachen bewand / der ließ alsbald durch die von Erffurt / Northaussen / vnd Mülhaussen / beneben seinem Obristen / dem Graffen von Wildenow / der deß domahligen Abts zu Hirschfeld Bruder / das Schloß Wartburg hart belagern / ward aber domahls / wie wol man dem Schloß mit grossem Ernst zusetzete / nichts außgerichtet. Vnd als sie daroben grossen Mangel an Proviant gelitten / hat der Marggraff mit Hülff seines Schwagers / Hertzog Heinrichs von Braunschweig / vnd seines Bruders Ditzman / welcher mit vielem Volck auß Osterland zu ihm kommen / das Schloß Wartburg mit Gewalt Proviantieret; wurde hernach darauß den Eysennacher grosser Dampff gethan / das Viehe weggetrieben / vnd wo sich einer auß der Statt betretten ließ / den kostet es ein Hand oder Fuß / vnnd ward vnder andern der Graff von Wildenaw / deß Keysers Oberster / gefangen / vnd auff Wartburg geführet / da er auch gestorben. Als nun dieser Krieg ein Zeitlang biß nach deß Keysers Todt gewehret / haben die Eysennacher / wie auch Creutzburg vnd andere Stätte widerumb zum Creutz kriechen / vnd Marggraff Friederichen / als ihrem rechten Erbherren huldigen vnd zusagen müssen / das Schloß Clemme / das in wehrendem Kriege ihme zu trotz war zerstöret worden / vnnd an der Stattmawren gelegen / wider auffzubawen.

Anno 1317. stecket dz Wetter das Schloß Wartburg an / daß die zwey Dach vff dem Thurn vnd newen Hause / welche mit Bley bedecket waren / zerschmoltzen / vnd hernach der Thurn mit Schieffern / vnd das Hauß mit Ziegeln wider gedeckt worden. Anno 1322. ward zu Eysennach am Sontage Misericordias Domini eine Comoedien gehalten / von den fünff Klugen / vnd fünff Thörichten Jungfrawen / solches weil die Thörichten vber die Massen sich kläglich stelleten / daß ihnen die Klugen so gar nichts von ihrem Oel wolten mittheylen / Landtgraff Friederichen so sehr zu Hertzen gienge / daß er fünff Tage in solchem Vnmuth bliebe / vnd meinet / solches wider die Religion were / biß ihn endlich der Schlag rührete / vnd ihm die Sprach entfiele / wiewol er biß ins vierdte Jahr noch gelebet / vnnd Anno 1326. verstorben. Darauß denn abermahls zu vernehmen / daß noch vor Luthero Leuthe gewesen / welche die Christliche Lehre recht verstanden / vnd den Verdienst vnd Anruffung der Heiligen vor vnrecht gehalten / welches in dieser Comoedien ist also eingeführet worden / daß ob gleich die fünff Thörichten Jungfrawen die Mutter Gottes / vnd alle Heiligen / als Vorbitter / vmb Hülffe angeruffen / sie doch gantz nichts erhalten können / welches dem Landgraffen / als der noch in dem alten Irrthumb gestecket / gar frembd fürkommen. Denn er kein ruchlosser Fürst gewesen / sonder allezeit / wann er eine Schlacht thun wollen / sein Gebett zu GOtt gethan / vnd sich mit dem Heiligen Abendmahl versehen lassen / darmit er zum Gebett desto inbrünstiger were.

Anno Christi 1342. gieng zu Eysennach einem Priester sein Hauß an / im Ackerhof hinder dem Closter S. Nicolai, ob nun wol das Wasser vor der Thür vbergeflossen / vnd der Pfarrer vmb Gotteswillen vmb Rettung gebetten / wolte doch niemand hören / sondern jederman gönte es dem Pfarrer wol / stunden da vnnd sahen dem Fewer vergeblich zu. Da erhebet sich ein Wind auß GOttes gerechtem Zorn / treibet das Fewer / daß davon die Häuser am Sonn-Abendsmarck angehen / vnd weil nun kein leschen helffen wollen / der meyste theil der Statt von S. Nicolai Closter / biß zu S. Catharinen / vnd zum Ende der Vorstatt / vor S. Georgen Thor an Steige / gantz jämmerlich abgebrand / welcher Schade Anfangs leichtlich hette können erwehret werden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_127.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)