Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 253.jpg

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dieselbe behaupten können. Obgedachter Werdenhagen ziehet / am 210. Blat / den Petrum Albinum an / welcher in Progymnas. histor. Saxon. p. 70. schreibe / daß Merseburg auch von dem obangezognem König Merovigo nicht / sondern von dem nidrigen Orth / den Nahmen habe. Sie liegt zu friedens Zeiten gar wol / weilen da die Gräntzen Sachsen / Thüringen / vnnd Meissen seyn; daher auch allhie ein beruffener Jahrmarckt von dem 1007. Jar Christi an / biß auff das 1280. gewesen; da eine grosse Fewersbrunst / weil ein Schlosser vnvorsichtiger Weise ein Rohr loß geschossen / gerad im Marckt auff S. Iohannis deß Täuffers Fest / entstanden; davon die gantze Statt angesteckt worden / vnnd die Kauffmans Wahren / die darinnen gewesen / mit verbrand seyn. Deßwegen sich die Kauffleuthe von dannen gen Grimmen / folgends gen Taucha / vnnd endlich auff Leipzig begeben haben. Das Wässerlein Geyssel / oder Gysila, laufft dardurch. Die Stattmawer / sampt den 7. Thürnen / ist von hübschen / natürlichen / vesten Quadratsteinen. Der Dom / oder Bischoffliche Hauptkirchen / zu S. Lorentzen / vom Keyser Henrico II. erbawt / ist da insonderheit zu sehen / in welcher Hertzog Rudolph in Schwaben begraben liegt / der sich / durch den Papst / vnnd desselben Anhang / auffwicklen lassen / daß er Trewloß an seinem Herren / Keyser Heinrichen dem Vierdten / worden ist. Welchen zwar einer / der sonsten / vnnd den newisten Historienschreibern / kein vngeschickter Mann ist / auß Liebe zum Papst / gewaltig verthädigt / vnd den Sieg / den Andere dem Keyser Heinrichen geben / diesem auffgeworffenen König Rudolpho zueygnet; vnnd nicht zugeben wil / daß Er / weil Er seinen rechten Arm in der Schlacht verlohren / es für eine Straff gehalten habe. Dieses Rudolphi Grabschrifft setzen gedachter Brotuff lib. 1. c. 11. vnd Spangenberg in der Manßfeldischen Chronic / ca. 202. Es hat vor Zeiten auch eygene Graven allhie gehabt / auß denen der letzte Esico, deß Geschlechts der Graven zu Wetin gewesen / deme auch das Schloß Gebichenstein bey Hall gehört / welches / nach seinem Tode / Keyser Heinrich der Ander dem Stifft Magdeburg Anno 1007. geben hat. Im Jahr 933. ward die grosse Schlacht mit den Vngarn / nahend dieser Statt / gehalten / in welcher Keyser Heinrich der Erste obgesiegt hat / vnnd von der besagter Brotuff im gedachten 1. Buch / am 15. Capitel / weitleufftig handelt.

Anno 968. ward ein Thurnier allhie gehalten. Anno 1589. den 23. Febr. kam da ein Fewer auß / daß bey 40. Häuser davon abgebronnen. Im nächsten Teutschen Krieg / hat diese Statt viel außgestanden / vnd ist erstlich Anno 1631. vom Tilly / hernach ein weil von den Schwedischen / ein weil von den Chur-Sächsischen / vnd Keyserischen / eingenommen worden: wie davon in den Relationen / sonderlich in dem Theatro Europaeo Meriani, hin vnd wider zu lesen. Dann / wegen der Saal / vnd der Elster / (so nicht weit davon laufft) vnd auch der Statt Hall / so 2. oder 3. Meylen von hinnen liegt / es den Soldaten ein bequemer Ort ist. Es führet die Statt / in ihrem Wappen / einen springenden schwartzen Löwen in weissem Schild.

Was das Bistumb allhie vom Keyser Ottone I. gestifftet / anbelangt / so schreibet offtangezogner Nehel / am 257. Blat / also: Merseburg hat / beneben dem Schloß / vnnd Domb / auch ein Vicariat-Stifft zu S. Sixt, in der Statt. Die Aembter auffm Lande sind. 1. Schkeuditz. 2. Lützen / mit den Gerichtsstülen / Marck Ranstadt / vnd Eißdorff. 3. Zwenckau. 4. Lauchstädt / mit dem Flecken Schaffstädt. Das berümbteste Closter in diesem Stifft ist S. Peter bey Merseburg / auff der Altenburg. Vnnd so viel sagt Nehel / an einem Orth. An einem andern aber / namblich p. 239. also: Merseburg die Statt liegt zwar jenseit an der Saal / ist aber vor Zeiten mit in Sachsen gesetzt worden / vnnd hat das Bistumb die meisten Gütter an der Pleiß / vnd Elster / im Oster-Lande / nur Lauchstedt jenseit / ist erst vber lang darzu kommen. Ferners ist zu wissen / daß der erste Bischoff allhie ist Boso, einer von Adel

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_253.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)