Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Ueberfluß, daß man ihr Fleisch nicht geniessen kann, weil es allzu bitter ist.
Indessen war die Ursach warum diese alten Scribenten nur figürlich und durch Bilder hievon gesprochen, wol keine andere, als daß sie sich fürchteten, eine so mächtige und schrekliche Partey wie die damaligen Critici waren, öffentlich und gerade zu anzugreifen. Angesehen auch bloß der Schall ihrer Stimme so gar fürchterlich war, daß ganze Legionen Scribenten davor würden gezittert, und ihre Federn aus den Händen haben fallen lassen. Denn so erzehlet uns Herodotus in einer andern Stelle ausdrüklich, daß einst eine ganze grosse Scythische Armee, durch ein panisches Schreken von dem Geschrey eines Esels in die Flucht getrieben worden sey. Daher kömmt es denn auch, daß einige tiefsinnige Philologi vermuthen, daß die grosse Furcht und Ehrerbietung, welche unsere Großbrittannische Scribenten vor einem ächten Criticus haben, von unsern Scythischen Vorfahren bis auf uns sey fortgepflanzet worden. Kurz, diese Furcht war so allgemein, daß mit Verlauf der Zeit diejenigen, welche ihre Gedanken durch Beschreibung der Criticorum ihrer Zeiten gern freymüthiger entdeket hätten, sich genöthiget sahen, das bisher gebrauchte Hieroglyphe wegzulassen, weil es die Sache gar zu merklich vorstellete; und sich solcher Figuren zu bedienen, die behutsamer und dünkler waren. So getrauet sich Diodorus wenn er von eben dieser Materie spricht, nicht etwas mehrers zu sagen, als daß auf den Hügeln des Helicons, ein gewisses Unkraut wachse,
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)