Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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muß man gestehen, hat er dem Publico einige Dienste geleistet, und zur Erklärung einiger schweren Stellen ganz hübsche Vermuthungen angebracht. Allein es ist ein gemeiner Fehler solcher Leute, (die sonst wegen ihrer Arbeitsamkeit alles Lob verdienen) daß sie sich über das Gebiet ihrer Talente und ihres Amts hinaus wagen, indem sie sich anmassen, das Schöne und Fehlerhafte zu beurtheilen. Etwas, das in ihre Profession nicht hineinläuft; dabey sie stets unglüklich sind, und welches die Welt niemals von ihnen weder erwartet, noch ihnen jemals den geringsten Dank weiß, daß sie sich damit abgeben. Einen Minellius[WS 1] oder Farnabius[WS 2] vorzustellen, dazu hat die Natur den Beantworter geschaffen, und so würde er manchem Leser, der sonst in die Geheimnisse dieses Buches nicht einzudringen vermag, nüzlich gewesen seyn: Sed optat ephippia bos piger. Der schwere, träge, ungestalte Ochs will mit Gewalt das Equipage eines Pferdes tragen, und bedenkt nicht, daß er zum Nuzen höherer Wesen, zur Arbeit, und zum Pfluge geschaffen worden; noch, daß er weder die Gestalt, noch den Muth, noch die Hurtigkeit dieses edeln Thieres besizet, welches er gern vorstellen wollte.
Ein anderes Muster von der Redlichkeit dieses Beantworters ist dieses: daß indem er uns auf die Gedanken führet, der Verfasser sey tod, er dennoch zugleich den Verdacht von der Autorschaft dieses Buches auf jemanden, (ich weiß nicht wen,) auf der Landschaft wirft; hierauf weiß ich nur so viel zu antworten, daß er sich in allen seinen Muthmassungen
- ↑ Johannes Minellius (1625–1693) niederländischer Philologe und Herausgeber.
- ↑ Thomas Farnaby (1574–1647) englischer Schulmann.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)