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König zustehen, und vermöge eben dieser Gewalt, könnte der König befehlen, daß eine Guinée zehn Pfunde, ein Schilling zwanzig Schillinge u. s. f. gelten solte; wodurch er denn in kurzer Zeit alles Gold und Silber, das im Königreiche ist, in seine Hände bekäme, und uns nichts als Kupfer und Leder, oder was er sonst gern wolte, überließ; wie man denn auch an der Französischen Regierung nichts für grausamer und für unterdrükender hält, als die Gewohnheit, alle ihre Münze, nachdem sie dieselbe auf einen sehr niedern Fuß heruntergesezet, einzuziehen, und sie denn aufs neue in einem viel höhern Wehrt zuprägen; wiewol das noch nicht den tausendsten Theil so schlimm ist, als dieses verfluchte Woodische Projekt. Denn die Franzosen geben ihren Unterthanen doch stets Silber für Silber, und Gold für Gold, dieser Gesell aber will uns für unser Gold und Silber, nicht einmal gutes Erz oder Kupfer geben, und nicht einmal den zwölften Theil dessen, was es wehrt ist.

Doch genung hievon. Ich will jez weiter gehen und euch erzehlen, was einige berühmte Juristen von dieser Materie urtheilen. Ich habe dieselben um euertwillen besoldet, und mir ihre Meinungen unter ihrer eignen Handschrift geben lassen, damit ich gewiß seyn möge, daß ich sicher gehe.

Ein berühmtes Gesezbuch, genannt der Spiegel der Gerechtigkeit[WS 1], welches von den Gesezen unserer alten Könige handelt, beschreibt das Gesez von der Münze wie folget: „Es war gesezt, daß kein König in diesem Reiche, die Münze verändern oder verringern, oder daß er irgend andere Münze als von

  1. The Mirror of Justices. Englische Übersetzung von Andrew Horn’s Urkunden- und Gesetzessammlung Liber Horn von 1311
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Briefe des Tuchhändlers. [s.n.], Hamburg und Leipzig 1756, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Tuchh%C3%A4ndlerbriefe-Satyrische_und_ernsthafte_Schriften_1-1756.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)